Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Die 
Schule 
VOll 
Siena. 
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blieben nicht unempfänglich für den Reiz tieferer Gedanken und 
grösserer Lebendigkeit. Aber doch erhielten auch diese hier eine 
andere Geltung und jedenfalls blieben die technischen Verschie- 
denheiten und der Grundton jener weicheren Stimmung bestehen. 
Anfänge dieser localen Richtung finden wir schon bei einem 
Zeitgenossen Duccids, dem Maler Se g n a oder vollständiger 
Sßgna di Bonaventura, der in den Urkunden von 1305 bis 1319 
vorkommt, und von dem die Sammlung der Academie ein inschrift- 
lich bezeichnetes Fragment eines Altarwerkes, vier Halbiiguren 
von Heiligen, bewahrt. Die Carnation hat noch die grünen Töne, 
das Gewand der Madonna sogar noch die gestrichelte Behandlung 
der ältern Schule, die Formenbildung schliesst sich an Duccio an, 
aber mit gesteigerter Zierlichkeit; Hände und Finger sind unge- 
mein lang und mit bewusster Grazie gehalten, die Gesichtszüge 
mit kleinem Munde, feingebildeter Nase und schon etwas ge- 
Schlitzten Augen geben den Eindruck des Zarten, der Kopf der 
Madonna auf dem überaus dünnen Halse ist schmachtend geneigt, 
und der des Evangelisten Johannes mit seinen langen, röthlichen 
Locken fast jungfräulich süss  
Aehnlich scheint die Richtung des Ugolin o da Siena ge- 
wesen zu sein, dessen Arbeit auch in Florenz gesucht wurde und 
den Vasari, angeblich wegen ihrer grossen Freundschaft, mit dem 
Florentiner Stefano zusammen behandelt. Das nachher wunder- 
thätige Madonnenbild, welches er an einem Pfeiler von Orsanmi- 
chele gemalt hatte, ist untergegangen, und das grosse Altarwerk, 
Welches Vasari noch in S. Croce sah, befindet sich nicht mehr an 
Ort und Stelle. Indessen sind erhebliche, mit dem Namen bezeich- 
nete Fragmente desselben in einer Privatsammlung in England 
entdeckt mit), darunter eine Madonna von grosser Schönheit, Halb- 
liguren von Heiligen und die Passionsgeschichten der Predella, 
 "Q Vergl. eine gute Abbildung bei Rosini 11.28. Dieser giebt ihm nach 
Romagnoli die Lebensdauer bis 1327, während die Herausgeber d. Vasari 
II. 165 die im Texte enthaltene Nachricht mittheilen. Der Nicholaus Segne, 
welcher sich auf einem grossen Crucifix von gemässigter, aber doch noch 
alterthümlicher Haltung mit der Jahreszahl 1345 nennt (Acad. zu Siena 
Nro. 63], ist wahrscheinlich sein Sohn. 
w) Durch Waagen  u. Kunstw. I. 393) in der Sammlung von Young 
Ottley "Ugolinus de Senis me pinxit".
	        
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