Agostino
und
Angelo.
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Schwach für die bedeutende Höhe. Die plastische Ausführung
dagegen ist durchweg vortreffliche). Man erkennt darin Schüler
des Giovanni Pisano, die, "wie dieser, vor Allem die Hergänge in
ihrer Bedeutung erschöpfend darzustellen bemüht, dabei aber mit
derNatur vertrauter, mit der mehr naturalistischen Anschauungs-
"weise bereits aufgewachsen waren. Sie haben daher nicht so viel
Hindernisse zu überwinden, nicht solchen Anlauf zu nehmen, wie
jener Anfänger dieser Richtung; die Bewegungen ihrer Gestalten
sind ungezwungen und natürlich, ohne des geistigen Ausdrucks
zu ermangeln. Bei dem Tode des Bischofs ist die Klage der Frauen
kaum minder heftig als bei ähnlichen Darstellungen des Giovanni,
aber dennoch macht das Ganze durch die ruhigere Haltung der
Geistlichen und durch die harmonische Gruppirung der Umste-
henden einen milderen Eindruck. Bei den so oft wiederkehrenden
Belagerungsscetien muss man das Geschick bewundern, mit dem
die Meister jeder eine andere Haltung und ein besonderes Interesse
zu geben gewusst haben. Die Anordnung ist dabei ganz male-
risch mit ausführlicher Andeutung von Bergen und Baulichkeiteti
der verschiedenen Ortschaften, aber zugleich mit so feinem Ver-
ständniss des Reliefs, dass die Figuren stets leicht und unge-
zwungen hervortreten. Die ritterliche Haltung dieser Gestalten
und selbst die Bildung der Pferde ist sehr wohl gelungenwi). Die
Aufgabe war gewissermassen eine neue, wenigstens ist mir kein
Monument von so überwiegend weltlichem Charakter bekannt,
und man muss gestehen, dass sie sie mit grossem Geschick und
einer gewissen Poesie gelöst haben. Allein in der Feinheit des
Schönheitsgefühles und überhaupt in Beziehung auf die höchsten
Ziele der Kunst können sie dennoch dem Andrea Pisano nicht
gleichgestellt werden, und am wenigsten kann man bei ihnen eine
eigenthümliche Richtung erkennen. Sie folgen in dem Typischen
der Körperbildung durchaus den Traditionen der Pisaner Schule.
1') Vergl. bei Cicogngra Tf. Q4 und 23 das ganze Monument und zwei
in grösserer Dimension wiedergegebene Reliefs.
u] Vasari behauptet wiederholt im Leben des Giotto und in dem der
beiden Seneser, dass jener die Zeichnung, ja sogar das Modell zu dem Mo-
numente des Guido Tarlati gemacht habe. Alle-in es ist dies in jeder Be-
Ziehung, auch nach dem Stylistischen dieses Monumentes unwahrscheinlich.
"Cißognara III. 278.