452
Plastik
und
Malerei
in
Toscaua.
arbeiteten auch keineswegs, wie Vasari annimmt, immer gemein-
schaftlich, sondern nur an dem berühmtesten ihrer Werke, dem
Grabmal des Guido Tarlati im Dome zu Arezzo, welches sie laut
Inschrift im Jahre 1330 vollendeten?) Guido 'l'arlati war ein,
kriegerischer Bischof und Herr von Arezzo gewesen, der als
Parteigänger Ludwigs von Bayern an mancher Schlacht Theil
genommen hatte, und dessen Kriegsthateu und Verdienste um die
Erweiterung des Gebiets von Arezzo seine Erben durch sein
Denkmal in Erinnerung halten wollten. Dies veranlasste dann die
Künstler, die in der Pisaner Schule seit den Tagen Arnolfo's üb-
liche Form der Grabmäler etwas zu variiren; sie bildeten es zwar
wie gewöhnlich als ein aus der Wand der Kirche hervorragendes,
auf zwei Säulen ruhendes spitzbogiges Dach, gaben ihm aber eine
ungewöhnliche Höhe, liessen das Bild der Aufnahme in den
Himmel oberhalb des Sarkophages fort, und gewannen dadurch
unterhalb des letzten den nöthigen, bedeutenden Baum , um nun
in vier Reihen über einander je vier von aufsteigenden und mit
Staluetten geschmücktenPfeilern getrennte, also zusammen sechs-
zehu Reliefs mit der Geschichte seines öffentlichen Lebens anzu-
bringen. Die oberste Reihe enthält nämlich die Begründung seiner
Grösse, seinen Einzug in die Stadt als Bischof und eine Schilde-
rung der Ursachen und Hergänge seiner Erwählung zum lebens-
länglichen Signore von Arezzo. Die andern zwölf Felder geben
seine 'l'l1aten, die Befestigung der Stadt, die Belagerung und Ein-
nahme zahlreicher Schlösser und Städtchen in der Umgegend, die
Krönung Kaiser Ludwigs, der er beiwohnte, und endlich seinen
Tod. Die architektonische Anordnung des Ganzen ist nicht glück-
lich; nicht bloss die Breite, sondern auch die Ausladung ist zu
Giovanni Pisano am Dome. In den Urkunden lässt sich hauptsächlich seine
architektonische Thätigkeit erkennen, die sehr bedeutend gewesen zu sein
scheint. Namentlich war er in den Jahren 1336-1340 an dem Brunnen
auf dem grossen Platze und an dem Thurme des Palastes beschäftigt, und
als im Jahre 1340 nach dem Tode des Landus sein Sohn Johannes Ober-
meister des Dombaußs wurde, bedang sich die Stadt ausdrücklich aus, dass
sein Vater ihm dabei mit Rath zur Seite stehen sollte. Agostinq starb
135D. Vergl. Milanesi I. 203 und die Anm. z. Vasari II. p. 1 u. 10.
Hoc opus fecit magister Augustinus et magister Angelus de Senis
MCOOXXX.