Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Plastik 
und 
Malerei 
in 
Siena. 
seinem geöffneten Buche auf seine untenstehenden Ordensbrüder, 
zwischen denen Averroes ermattet liegt, indem sein Buch von 
einem Strahle des Heiligen vernichtend getroffen ist. 
Nur Sien a, die zweite Stadt von Toscana, die grade in der 
ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts auf der Höhe ihrer Blüthe 
stand, hatte, obgleich nicht unberührt von dem Einflüsse Giottds, 
eine grössere Selbstständigkeit und Bedeutung und erfordert ge- 
sonderte Betrachtung. 
In der Plastik War Siena gradezu eine Colonie der Pisaner 
Schule und dadurch neben Florenz die Miterbin ihres Ansehens. 
Als Niccolö Pisano dorthin kam, um die Kanzel auszuführen 
(1267), war die Stadt so arm an bildnerischen Kräften, dass sie 
drei seiner Gehülfen (nicht einmal die bedeutendsten] Donato, 
Lapo, Goro t?) durch Steuerfreiheit und andre Begünstigungen 
dazu bewog, sich hier niederzulassen, und noch 1290 gesteht die 
Stadtbehörde in einer Urkunde, dass ihr Dom ohne die Hülfe des 
Giovanni Pisano nicht gut vollendet werden könne. Bald darauf 
aber änderte sich dies und schon um 1300 war Siena so reich an 
Architekten, Bildhauern und Goldschmieden, dass sie andern Or- 
ten aushelfen konnte. Der Dom von Orvieto verdankte, wie die 
Behörde der Stadt der von Siena gegenüber später anerkannte und 
die Urkunden es bestätigen, von seinem Beginn an (1290) seinen 
reichen bildnerischen Schmuck hauptsächlich Künstlern von 
Siena  Auch sonst finden wir solche an den verschiedensten 
Orten Italiens beschäftigt. S0 jener Landus (Orlandus), des Pietro 
Sohn, der, als Goldschmidt, Glockengiesser und Baumeister be- 
rühmt, 1311 für die Krönung Kaiser Heinrichs VII. in Mailand 
an Stelle der alten, nicht aufgefundenen eisernen Krone eine neue 
machte und dann später Wiederum als Goldschmidt lange in Neapel 
festgehalten war, bis seine Vaterstadt Siena ihn 1339 dringend zur 
 Vergl. über die anscheinend sehr mässige und mehr architektonische 
als plastische Wirksamkeit dieser Florentiner die Notizen bei Milanesi 
Documenti I. 154. Diese! Goro, Sohn des Ciuceio Oiati (1- 1311) ist nicht 
zu verwechseln mit dem Seneser Goro di Gregorio, welcher 1323 die mit 
11 Statuen und vielen Reliefs geschmückte Arca di S. Cerbone in der Kath. 
von Masse fertigte. (Cicognara IlI. 297 u. 408.) 
"j Vgl. oben S. 198.
	        
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