Francesco
Traini.
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Nur einer derselben verdient einer besondern Erwähnung, Fran-
cesco Trainit"), der uns durch zwei Tafelbilder bekannt ist,
die ihn als einen recht bedeutenden, der älteren giottesken Schule
verwandten Meister erkennen lassen. Das eine derselben, schon
1344 bis 1355 für das Kloster S. Caterina zu Pisa gemaltßl"),
beündet sich jetzt im erzbischöflichen Seminar daselbst, und be-
steht aus der lebensgrossen Gestalt des Ordensstifters und aus
acht kleinen Bildern aus seiner Legende. Das andre, noch jetzt in
derselbenKirche erhalten, feiert den Stolz des Ordens, den lrTho-
mas von Aquino, in eigenthümlicher YVeise, gewissermassen als
das Centrum und die Vermittclung göttlich-menschlicher Weis-
heit. In der Mitte der Tafel auf geheimnissvoller luftiger Bank
sitzend, er allein in lebensgrosser Gestalt, empfängt er Strahlen
des Lichtes t-heils unmittelbar von Christus, der hoch oben in sei-
ner Glorie schwebt, theils von Moses, Paulus und den vier Evan-
gelisten, die, etwas tiefer gestellt, ihr von Christus empfangenes
Licht ihm ebenfalls mittheilen, endlich aber auch von der Seite her
aus den geöffneten Büchern, die Plato und Aristoteles ihm ent-
gegenhalten, und entsendet dann seinerseits solche Strahlen aus
Zll Chinseca bei Pisa mit Bildern in einem etwas trockenen senesischen
Stille versah (Bonaini p. 96), so ferner ein Martinus olim Bartolomei de
Senis, also vielleicht ein Bruder des ebengenannten, der in den letzten Jahren
des XIV. Jahrh. (1396 oder später, da die Jahreszahl beschädigt ist] sehr
gute Fresken, die Kreuzigung, alttestamentarische Geschichten u. s. w. in
der Kirche von Cascina bei Pisa ausfiihrte, und demnächst mittelst Gon-
tractes vom J. 1402 mit einem Magister Johannes olim Pieri de Neapoli
[beide als zu Pisa wohnend bezeichnet) ein grosses Altarwerk für die Spital-
kirche S. Chiara übernahm (Bonaini p. 43 H. und 144).
Das vortreflliehe kleine Werk des Prof. Franc. Bonaini, Memorie
intorno alla vita ed ai dipinti di Fr. Traini ed altre opere di disegno dei
secoli XI. XIV. e XV. Pisa 1846, enthält ausser den Nachrichten über
diesen Maler noch zahlreiche, sämmtlich aus Urkunden geschöpfte kritische
Berichtigungen früherer kunsthistorischer Annahmen.
a) Die ausführliche Inschrift des Bildes enthält den Namen des Malers,
aber nicht die Jahreszahl, die Rechnungsbücher des Klosters ergeben aber
genaue Daten über Anfang und Ende der Arbeit, deren Jahreszahlen nicht
gestatten, mit Vasari Traini für einen Schüler Oreagnals zu halten. Dieser
mit erst 1358 in die Zunft, 1359 in die Malergesellschaft und kann daher
schwerlich der Meister des 1344 selbstständig arbeitenden Francesco ge-
wesen sein.
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