Spinello
Aretino.
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lichen Palaste zu Sienaic]. Ausserdem sind noch mehrereWand-
gemälde in seiner Vaterstadt Arezzo, und Tafelbilder in mehreren
Sammlungen erhalten. In allen diesen VVerkeu erkennt man eine
fruchtbare und leichte Phantasie, eine deutliche Charakteristik, die
Gewandtheit, sich in mancherlei Stimmungen, in die milder Fröm-
migkeit und energischer Leidenschaft hineinzurlenken, eine grosse
Sicherheit der Zeichnung und das Bestreben, seine Erfindungen
mit Episoden und phantastischen Costümen reichlich auszustatten.
Aber dabei fehlt es ihm durchweg an Tiefe; die Farbe ist zwar
frisch und kräftig, aber oft bunt und unruhig bis zu liöchsterRoh-
heit, die Zeichnung ohne feineres Gefühl für die Schönheit der
Linie, die Gestaltenbildung monoton, die Charakteristik zwar noch
in Giottois Manier mit directer Richtung auf die geistige Bedeutung
des Moments, aber ohne die Frische und Unmittelbarkeit eigner
Empfindung und Anschauung. Man fühlt, er schöpft aus zweiter
Hand; die seit den Tagen Giottois in dieser Schule so oft wieder-
holten Motive haben ihm schon bei der Vorstellung des Gegen-
standes gedient, er hat ihn sich denselben entsprechend zurecht-
gelegt, und glaubt sich nun auch beider Ausführung dieser Künst-
lern und Kunstfreunden wohlbekannten Typen nicht in geistige
Unkosten setzen zu dürfen. Sein Leichtsinn und seine Eilfertigkeit
sind so gross, dass er, obgleich er nochnicht in wirklichemFresco,
sondern in der ältern Weise malte, welche eine Vollendung in
Tempera gestattete und voraussetzte, sich dieselbe oft ersparte und
lieber die gröbsten V erzeichnimgen und Irrthümer stehen liess.
In diesem Leichtsinn sowohl wie im Talent übertrifft er nun
zwar die meisten seiner florentinischen Zeit- und Kunstgenossen,
aber die Mattigkeit und Oberflächlichkeit im Gebrauche der gei-
stigen Motive ist eine gemeinsame Eigenschaft dieser gealterten
Schule. Der Geist ihres ursprünglichen Meisters hatte sich seiner
Jünger so sehr bemächtigt, war so treulich von einer Generation
auf die andre übertragen, dass er auch diese entfernt stehenden
noch in seinem Kreise gebannt hielt und sie die Dinge von seinem
i") Vergl. den Contract vom Jahre 1408, nach weichem sein Sohn Parri
Spinelli hier mitarbeitcte, bei Rumohr II. 226 und bei Milanesi II. 32.
Ueber Spinellds künstlerische Bedeutung spricht (im Gegensatz gegen
Rumohr, der ihn mit zu günstigen Augen betrachtet] sehr gut Förster,
Beiträge S. 118.