Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Spinello 
Aretino. 
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lichen Palaste zu Sienaic]. Ausserdem sind noch mehrereWand- 
gemälde in seiner Vaterstadt Arezzo, und Tafelbilder in mehreren 
Sammlungen erhalten. In allen diesen VVerkeu erkennt man eine 
fruchtbare und leichte Phantasie, eine deutliche Charakteristik, die 
Gewandtheit, sich in mancherlei Stimmungen, in die milder Fröm- 
migkeit und energischer Leidenschaft hineinzurlenken, eine grosse 
Sicherheit der Zeichnung und das Bestreben, seine Erfindungen 
mit Episoden und phantastischen Costümen reichlich auszustatten. 
Aber dabei fehlt es ihm durchweg an Tiefe; die Farbe ist zwar 
frisch und kräftig, aber oft bunt und unruhig bis zu liöchsterRoh- 
heit, die Zeichnung ohne feineres Gefühl für die Schönheit der 
Linie, die Gestaltenbildung monoton, die Charakteristik zwar noch 
in Giottois Manier mit directer Richtung auf die geistige Bedeutung 
des Moments, aber ohne die Frische und Unmittelbarkeit eigner 
Empfindung und Anschauung. Man fühlt, er schöpft aus zweiter 
Hand; die seit den Tagen Giottois in dieser Schule so oft wieder- 
holten Motive haben ihm schon bei der Vorstellung des Gegen- 
standes gedient, er hat ihn sich denselben entsprechend zurecht- 
gelegt, und glaubt sich nun auch beider Ausführung dieser Künst- 
lern und Kunstfreunden wohlbekannten Typen nicht in geistige 
Unkosten setzen zu dürfen. Sein Leichtsinn und seine Eilfertigkeit 
sind so gross, dass er, obgleich er nochnicht in wirklichemFresco, 
sondern in der ältern Weise malte, welche eine Vollendung in 
Tempera gestattete und voraussetzte, sich dieselbe oft ersparte und 
lieber die gröbsten V erzeichnimgen und Irrthümer stehen liess. 
In diesem Leichtsinn sowohl wie im Talent übertrifft er nun 
zwar die meisten seiner florentinischen Zeit- und Kunstgenossen, 
aber die Mattigkeit und Oberflächlichkeit im Gebrauche der gei- 
stigen Motive ist eine gemeinsame Eigenschaft dieser gealterten 
Schule. Der Geist ihres ursprünglichen Meisters hatte sich seiner 
Jünger so sehr bemächtigt, war so treulich von einer Generation 
auf die andre übertragen, dass er auch diese entfernt stehenden 
noch in seinem Kreise gebannt hielt und sie die Dinge von seinem 
i") Vergl. den Contract vom Jahre 1408, nach weichem sein Sohn Parri 
Spinelli hier mitarbeitcte, bei Rumohr II. 226 und bei Milanesi II. 32. 
Ueber Spinellds künstlerische Bedeutung spricht (im Gegensatz gegen 
Rumohr, der ihn mit zu günstigen Augen betrachtet] sehr gut Förster, 
Beiträge S. 118.
	        
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