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Plastik
und
Malerei
in
Florenz.
ganz aus eigener Kraft aufsteigt, höchst grossartig. Die Himmel-
fahrt ist nicht so einfach, sondern eine reichere, aber streng sym-
metrisch geordnete Composition. In der Mitte Christus von einer
Glorie anbetender und musicirender Engel umgeben und auf einer
Wolke wenig oberhalb eines jener kleinen Felskegel stehend,
um dessen Fuss herum sich dann die Seinigen gruppirt haben.
Im Vordergrunde je vier Apostel, nicht mehr ganz (wie bei Giotto
und selbst bei Andrea Pisano in ähnlichen Fällen) vom Rücken
gesehen, aber doch nur mit leichter Wendung; dann im zweiten
Plane und dem Beschauer zugewendet auf der rechten Seite des
Hügels drei andere Apostel, auf der linken Frauen und einige
Jünger und neben jeder dieser Gruppen ein weissgekleideter Engel
von bedeutsamer Schönheit mit dem nach ohenhin flatternden
Spruchbande. Während die späternMaler Christus in diesem Mo-
mente stets möglichst leicht, fast unbekleidet, mit Hatterndem Ge-
wande dargestellt haben, ist er hier (wie schon bei der Auferste-
hung) in weiter Tunica und mit einem nach Weise der Schule
etwas schwer behandelten Mantel bekleidet, überdies nicht bloss
mit der Siegesfahne, sondern auch mit Krone und Scepter ge-
schmückt. Aber grade dadurch in Verbindung mit den vollen
strengen Zügen des Antlitzes wirkt er recht kräftig als der ge-
wichtige Mittelpunkt des Ganzen, dem dann an den Seiten die
schönen im weissen Diaconengewande erscheinenden Engel und
die symmetrische Anordnung der rings umher gestellten, sehn-
süchtig emporblickenden, anbetenden, oder gegen den Glanz sich
schützenden Jünger entsprechen. Das Ganze hat eine feierliche
Würde, wie wenig Darstellungen dieses Moments.
Das zweite grosse und mit dem Namen des Meisters be-
zeichnete Werk besteht wiederum in Wandgemälden eines Ca-
pitelsaales in einem Franciscanerkloster und zwar in S. Fran-
cesc o zu Pr a t Aufder Altarwand, demEingange gegenüber,
ist die Kreuzigung dargestellt, die Gestalt Christi auch hier, wie
in Pisa, mit allzuschwerem Leibe aber feinem Ausdrucke des
langgelockten Hauptes; auf der rechten Seitenwand drei Momente
i) Die Inschrift hat, soviel ich weiss, Förster entdeckt, der auch diese
Bilder in den Beiträgen a. a. O. und im Kunstblatt 1834 S. 27 E. ausführ-
lich beschreibt.