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Plastik
und
Malerei
in
Florenz.
eine allgemein anerkannte WValn-heit aus, dass es heiterer und
frischer gewesen als das seines Vaters Taddeoß). Dies Lob der
Zeitgenossen mag dann wohl die Ursache gewesen sein, dass in
einigen späteren 'l'afelbildern, die vielleicht von Gesellen gearbeitet
sind, dieser "heitere" Ton übertrieben und namentlich in den
Fleischtönen manierirt und rosig geworden ist.
Zu seinen frühesten Arbeiten werden die von Vasari er-
wähnten, noch wohl erhaltenen Fresken im Chore von S. Croce
zu Florenz gehören, welche zwischen Arabesken und statuarischen
Gestalten die Geschichte Kaiser Constantinis und die Auffindung
des h. Kreuzes, in je vier grossen, der bedeutenden Höhe des
Raumes entsprechenden Feldern und mit Figuren von mehr als
zwei Dritteln der Lebensgrösse darstellen. Vasari tadelt die
Zeichnung und in der That scheinen besonders in der Geschichte
Constantinis die Flächen anfangs überfüllt; wenn man aber auf
das Einzelne eingeht und die grosse Zahl nahe aufeinanderfol-
gender Momente, welche dem Künstler vorgeschrieben sein moch-
ten, von einander löst, ist Alles verständig und mit würdigem
Ausdruck vorgetragen. Selbst die kriegerischen Hergänge sind
lebendig. Bedeutend schöner als diese erste ist die zweite VVand,
sei es, dass der junge Künstler Während der Arbeit gelernt hatte,
oder dass der friedlichere Gegenstand, die Auffindung des Kreuzes
durch die Kaiserin Helena, ihm mehr zusagte. Die Kaiserin selbst
mit ihrem fast griechischen Profil und die Frauen ihres Gefolges
sind von einer Schönheit, wie die Schule Giotto's sie nur selten
hervorgebracht hatte, und scheinen zum Theil Portraits. Auch auf
einem zweiten noch erhaltenen Fresco, einer Lunette über einer
Eingangsthüre in das Kloster von S. Spirito, Madonna mit dem
Kinde zwischen S. Augustin und S. Nicolaus, hat die Madonna
sehr liebenswürdige porträtartige Zügewf) und das Temperabild
aus S. Pancrazio in dem Uflizien, Madonna zwischen Heiligen,
zeigt besonders in den kleinen Geschichten der Predella ein feines
Gefühl für Anmuth und XVahrheit. Sein grösstes und bedeu-
tendstes VVerk Endet sich aber nicht in Florenz, sondern im Dome:
Ü) Im Trattato cap. 67.
H] Abgebildet bei Rosini
166.