frau sind auf der Vorderseite am Friese und Basament eine Menge
von Halbiigureu, dort Engel und Heilige, welche die Jungfrau
preisen, hier Propheten und Tugenden angebracht, zum Theil von
grosser Schönheit, die jedoch in den Reliefs einigermassen durch
das Bestreben nach naturalistischer Wahrheit der Körper und
Gewänder und nach starkem leidenschaftlichemAusdrucke beein-
trächtigt wird. Das Bedeutendste unter den Reliefs ist das auf
der Rückseite der Altarwand, Tod und Assumtion der Jungfrau,
WO die Sterbende selbst sehr edel und zart, die Apostel aber in
ihrem Schmerze mit grosser, aber freilich auch hier fast an Ueber-
treibung streifender Wahrheit dargestellt sind.
Neben den umfassenden künstlerischen Unternehmungen in
seiner Stadt hatte Orcagna auch ausserhalb eine ähnliche XVirk-
samkeit,'uamentlich am Dome von Orvieto, wo man ihn zuerst im
Jahre 1357 zu einer Begutachtung über die Mosaiken der Facade
einlud, dann aber auch zum Obermeister des Baues oder doch
wenigstens der musivischen Arbeiten ernannte, ein Auftrag, dem
er sich, sobald es der Fortschritt von Orsanmichele gestattete,
eine Zeit lang widmete und dabei die Ausführung eines jener
Mosaiken, der Vermählung der Jungfrau, selbst übernahm
Ueberblicken wir die Leistungen dieser Künstler, die An-
muth und Reinheit des Andrea Pisauo, den mehr sinnlichen Lieb-
reiz in den Gestalten seines Sohnes Niuo, die himmlische Freudig-
keit und den romantischen Zug in den Fresken Orcagnäs, so ist
es begreiflich, dass die 'l'radition giottesker Auffassung, wie sie
Taddeo Gaddi treu bewahrt und in seinem langen Leben zahlrei-
chen Schülern überliefert hatte, sich nicht unverändert erhielt. Der
erste, bei dem wir dies wahrnehmen, ist Taddeds eiguer Sohn,
Agnolo Gaddi, dessen Geburtsjahr wir nicht keimen, der aber
1396 wahrscheinlich ziemlich bcjahrt starb und daher beidem Tode
des Vaters (1366) jedenfalls schon ein Mann sein musste im).
4'] Vergl. die Auszüge des Padre della Valle, wonach er besonders an
den Mosaiken beschäftigt scheint (cf. d. Anm. in seiner Ausgabe des Vasari
II. 253), mit dem Schreiben der Signoria von Florenz an die Stadt Orvieto
v. 1360 bei Gaye Cart. I. 512, in welchem seine verzögerte Ankunft wegen
des Baues von Orsanmichele entschuldigt wird.
"gj Sein Todesjahr ist erst neuerlich durch die Brüder Milanesi aus
den Todtenregistern nachgewiesen. Vergl. ihre Vorrede zu ihrer Ausgabe