26
Italien
im
XIII.
Jahrhundert.
sucht und die Jünglinge drängten sich eben so sehr aus uneigen-
nütziger Begeisterung als mit ehrgeizigen Absichten um die Lehr-
stühle berühmter Meister. So kam es, dass Bologna als die erste
Schule des Rechts sich längere Zeit einer gewaltigen Frequenz,
Wohl von zehntausend Studenten, erfreute und dadurch auch den
finanziellen Werth solcher gelehrten Anstalten sehr lockend zeigte.
Friedrich II. konnte der Universität Neapel, seiner Stiftung (1224)
Privilegien geben, Welche sie gegen Concurrenz schützten, unter
den norditalienischen Republiken aber hatte jede gleiche Rechte
und es entstand daher bei vielen der VVunsch nach solchen An-
stalten. Modena machte schon 1189 den Anfang, dann folgte
1204 Vicenza , darauf Padua, das rasch eine bedeutende Blüthe
erreichte, dann Arezzo, Treviso, Pisa, Pavia und viele andre,
mit bald grösserem, bald geringerem Erfolge. Bologna versuchte
die Professoren durch Eide zu fesseln, aber solche Eide liessen
sich auslegen und umgehn, und es kam zuletzt darauf an, die
Lehrer durch Geschenke und Ehrenbezeuguxigen, die Studenten
durch grössere Vortheile und Bequemlichkeiten anzulocken. Es
War ein kleiner Krieg, der mit allen Waffen der List und Kühn-
heit geführt wurde. Wiederholt geschah es, dass berühmte Pro-
fessoren mit ihrenZnhörei-n, ja, dass ganze Hochschulen aus
einem Orte auswanderten und sich an einem andern niederliessen,
und dass neidische oder gewinnsüchtige Städte durch dazu ab-
gesandte Agenten Intriguen siifteten und Anerbietungen machten,
um solche Auswanderung zu ihren Gunsten herbeizuführenät).
Es ist nicht zu bezweifeln, dass bei diesem Streben nach dem Besitze
von: Hochschulen die Rücksicht auf pecuniären Gewinn vor-
herrschte. Indessen sprachen doch auch edlere Motive mit, die
Sorge für die Belehrung der Bürger und die Empfänglichkeit für den
Werth der Wissenschaft und geistiger Leistungen. Das Städtchen
h] Sehr interessant ist der Vertrag, den die Abgesandten der Stadt Vercelli
im J. 1228 zu Padua selbst mit den Reetoren der s. g. Nationen schlossen, um
sie zu einer Uebersiedelung zu bewegen. Die Stadt verpflichtet sich unter
Anderm zu 500 Studentenwohnungen, zu der nöthigen Zahl von Bücherhändlern
und Abschreibern etc. Tiraboschi (Firenze 1806) Vol. IV. Cibrario, Economia
politica II. 305. Die Auswanderung hatte wirklich statt, so dass Padna mehrere
Jahre ohne Universität blieb.