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Plastik
und
Malerei
in
Florenz.
Aus der Schule des Andrea Pisano ging dann aber auch ein
Künstler von höchster Bedeutung hervor, Andrea di Cio ne mit
dem Beinamen Arcangno lo und durch Verstümmelung des-
selben schon bei seinem Leben und in der Kunstgeschichte als
Andrea Orcagna bekanntf-t). Er stammte aus einer Künstler-
familie. Sein Vater Clone war ein höchst vortrelflicher Goldschmidt,
von dem wir noch eine Anzahl von Reliefs an dem grossen sil-
bernen Altarschmuck des Baptisteriums von Florenz besitzen,
welche starke Anklänge giottesken Styles zeigen Yeti), sein älterer
Bruder Bernardo (Nardo) und ein jüngerer Bruder waren Maler.
Unser Andrea trat wahrscheinlich ziemlich frühe in die Werk-
stätte des Andrea Pisano , wo er mit der Bildnerkunst sich auch
architektonische Kenntnisse erwarb. Nicht zufrieden damit, ver-
suchte er sich aber auch, zunächst als Gehülfe seines Bruders
Bernardo, in der Malerei und zwar mit so grossem Erfolge, dass
er denselben weit überholte und nun auch umfassende eigene Auf-
träge erhielt. Er vereinigte also Wie Giotto alle drei Künste-r),
i") Rurnohr (II. S9) hat auch hier das Verdienst, den richtigen Namen
aus den Urkunden hergestellt und dadurch eine Erklärung des räthselhaften
Beinamens, wenn auch nicht seines Ursprunges (ob von einem Bildwerke,
oder von einem Hauszeichen?) gegeben zu haben. Die Verstümmelung
findet sich aber schon in der Liste der Malergesellschaft, wo er im Jahre
1369 als Andrea Cioni, pop. San. Michele Bisdomini Orgagnia eingetragen
ist. (Zum Vasari II. 138.] Vasari führt zwar selbst die Inschriften an,
in welchen er sich Andrea di Cione nennt, hat aber nicht bemerkt, dass
er ein Sohn des ausgezeichneten Goldschmidts war, von dem er im Leben
des Agostino und Angele gesprochen hatte.
i") Dieser Altarschmuck wird nur am Johannistage im Baptisterium
aufgestellt und sonst in der Opera del Duomo bewahrt. Die Statue daran
ist von Michelozzo da Bartolommeo 1452 gefertigt. Rumohr II. 300. Siehe
den Stammbaum der Familie des Cione in den Anm. z. Vasari II. 122.
Sein Geburtsjahr ist unbekannt, wird aber wohl zwischen 1320 und
30 fallen, da er 1354 schon bedeutende Aufträge erhielt. In die Zunft der
Apotheker, zu welcher die Maler gehörten, wurde er mit seinem Bruder
Bernardo zugleich im Jahre 1358, in die Oompagrlia der Maler erst 1368
aufgenommen. Vasari lässt ihn, 60 Jahre alt, im J. 1389 sterben; nach
einem von Bonaini bekannt gemachten Dokumente war er aber 1376 schon
todt (Anm. z. Vasari II. 134].
Vasari behauptet und legt es ihm als ein Zeichen des Stolzes aus,
dass er sich auf den Gemälden Sculptor und auf den Sculpturen Pictor ge-