Alberto
Arnoldi.
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ches, in natürlichster Lage darauf ruhend, die Händchen auf die
Schulter und die entblösste Brust gelegt, in halbem Schlafe eifrig
trinkt, während die Mutter es mit tVonnegefühl betrachtete).
Der Gedanke, das Christkind in solcher WVeise darzustellen,
war keineswegs neu, aber so innig, so menschlich, und doch mit
so grosser Schönheit war es noch nicht geschehen. Ausserdem
werden dem Nino mit grosser Wahrscheinlichkeit die beiden
Statuen einer Verkündigung zugeschrieben, welche sich auf einem
Altare in S. Catarina von Pisa befinden und jedenfalls seiner
würdig sind de).
Ein anderer tüchtiger Bildner aus Andrea's Schule ist Al-
berto Arnoldi von Florenz, der in den Jahren 1358 und 1359
viel für den Dombau arbeitete. Von ihm sind die Überlebens-
grossen Statuen der Madonna und zweier Engel auf dem Altare
der Kapelle der Bruderschaft des Bigallo in Florenz, welche Vasari
dem Andrea Pisano zuschreibt sei-rät). ln dem Contracte vom Jahre
1358 über die Ausführung dieser Gestalten wurde ausbedungen,
dass sie und zwar nach dem Urtheile von drei oder vier aner-
kannten Meistern eben so gut, fleissig und meisterlich ausgeführt
sein sollten, wie die Figur der Madonna von Pisa. Da diese nicht
näher bezeichnet ist, wird ohne Zweifel eine eben vollendete andre
Arbeit des Meisters selbst damit gemeint sein Er brauchte
sechs Jahre zur Ausführung der Statuen, die dann contractmässig
befunden und bezahlt wurden. In der That sind sie meisterlich
und würdig, aber doch etwas steif und in den scharfgebrochenen
Falten der Gewänder von der Anmuth Andrea's und noch mehr
von der Lebensfülle Nino's weit entfernt.
i) Vgl. recht gute Abbildungen beider Madonnen bei Cicognara Taf. XII.
H] Bonaini a. a. O. p. 65 hat Vasarfs Angabe, nach welcher Nino
diese Statuen im Jahre 1370 (wo er in der That nicht mehr lebte] für das
Kloster S. Catarina gemacht habe, widerlegt, indem das Kloster sie erst im
Jahre 1409 von einer geistlichen Brüderschaft erwarb, welche sie bisher
besessen hatte. Dass sie von Nino herrühren, ist dadurch natürlich nicht
ausgeschlossen.
v9") Vasari a. a. 0. S. 36. Die Urkunden bei Rumohr II. 196 iT- und
theilweise bei Cicognara III. 416.
1-] Cicognaraüs Annahme, dass unter der "F151"?! di "Ost" Dom" di
Pisa" Nino" Werk in der Madonna della Spillä- gemeint Sei, ist durchaus
unwahrscheinlich.