Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Plastik 
des 
XIV. 
Jahrh. 
Florenz gegangen sein, wo er für den Dom und andre öffentliche 
Gebäude verschiedene Arbeiten ausführte, auch von da an andre 
Orte, selbst nach Venedig berufen wurde, und endlich so grossen 
Rubin erlangt hatte, dass ihm die Florentiner ein grossartiges 
Werk übertrugen, wie es lange nicht ausgeführt War. Es war 
dies eine Broncethür von bedeutender Höhe für das Baptisterium, 
mit acht und zwanzig Reliefs in vier senkrechten Reihen, zwan- 
zig mit der Geschichte Johannes des Täufers, acht mit allegori- 
schen Gestalten der 'l'ugenden. Im Jahre 1330 hatte er das 
Modell vollendet und setzte nun Namen und Jahreszahl auf den 
Rand der 'l'hürflügelx); neun Jahre verflossen, ehe die Arbeit des 
Gusses und der meisterhaften Ciselirung vollendet war und nun 
die feierliche Aufstellung erfolgte, bei der, wie ein Chronist er- 
zählt, ganz Florenz in Bewegung war und die Signoria selbst mit 
den Gesandten von Neapel und Sicilien sich an Ort und Stelle 
begabwe). Gewiss war das Werk solcher Ehre werthy-licß); es 
War etwas so Schönes in dieser 'l'echnik noch nicht in Italien ge- 
schaffen und noch jetzt trotz der gefährlichen Nachbarschaft der 
sehr viel prachtvolleren späteren 'l'hür des Ghiberti behauptet sie 
vollkommen ihren Rang. Dass Giotto, wie Vasari behauptet, die 
Zeichnung zu diesen Reliefs gemacht, wird durch keine andere 
1'] Gio. Villani (lib. X. e. 176), welcher als Zunftvorsteher selbst die- 
Besorgung hatte, giebt dieses Jahr als das des Anfangs (si cominciarono a. 
fare le porte) an, indem er bemerkt, dass diese Thüren von Andrea in Wachs 
gearbeitet und dann, nachdem sie durch venetianische Meister (wie die 
Rechnungen ergaben, durch einen Maestro Lionardo del quondam Avanzoe 
di Venetia] gegossen, auch von ihm gereinigt und vergoldet sein. Zufolge 
der Rechnungen hatte er dabei zwei Goldschmiede, Lippo Dini und Pietro 
di Jacopo, zu Gehülfen (Richa in d. Anm. z. Vasari II. 39). 
i") Der Chronist Simone della Tosa. bei Cicognara III. 396 und Vasari 
geben diese Details. Die Thüre stand damals in dem Portale dem Dome 
gegenüber und ist erst später, als die Hinzufügung der Bronoethüren des 
Ghiberti beschlossen war, an ihre jetzige Stelle gekommen. 
 Sehr gute Stiche von Lasinio in Le tre porte del battistero S. Gio 
di Firenze, 1823. Zwei der historischen Reliefs sowie die Spes und Pru- 
dentia bei Cicognara Taf. 32, 33. Der reiche Fries, welcher diese Thüre 
nmgiebt, gehört; ohne Zweifel nicht Andrea, sondern einer spätem Zeit an 
und soll nach einer Nachricht von Vittorio, dem Sohne des Lorenzo Ghiberti, 
herrühren. Zum Vasari II. 39.
	        
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