Taddeo
Gaddi.
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Wichtiger ist uns Taddeo Gad di (1300-1366), der
Sohn des obenerwähnten, angesehenen Malers Gaddo Gaddi, als
der treueste Schüler Giottois, von dem er zur 'l'aufe gehalten war
und in dessen Werkstatt er vier und zwanzig Jahre lang, bis zu
dem Tode desselben, arbeitetük). Er wurde demnächst wie in der
Leitung des Dombaues, so auch als Oberhaupt der Schule sein
Nachfolger, lebte dann noch ein Menschenalter und hinterliess
mehrere namhafte Schüler. Vasarihäuft auf seinen Namen eine
grosse Menge, zum Theil noch jetzt erhaltener Gemälde, die aber
Sehr verschiedene Hände verrathen und zum Theil erst lange nach
seinem Tode entstanden sein werden. Zum Gliicke besitzen wir
ein ganz sicheres von ihm mit seinem Namen und der Jahreszahl
1334 bezeichnetes YVerk, Welches uns als Anhalt bei Prüfung i
der übrigen dienen kann. Es ist ein kleines, jetzt im Berliner Mu-
seum belindliches läiptychoiiipk). Das M ittelbild enthält die Jung-
frau mit dem Kinde in einer gothischen Halle thronend nebst den
anbetexiden Stiftern und einigen Heiligen, von den Flügeln der
eine Vorgänge aus der Geschichte der heiligen Magdalena und
die Geburt Christi, der andere die Kreuzigung. Auf den Aussenseiten
stehn verschiedene Heilige nebst der eigenthümlichen Darstellung,
dass Maria und Johannes einander die Hände reichen, während Chri-
stus sie gleichsam einsegnet, indem er seine Hände auf ihre Schul-
tern gelegt hat. Die Gewandbehandlung ist ganz wie bei Giotto,
auch die Zeichnung im XVesentlichen dieselbe; das stumpfe Pro-
{il mit unvollkommener Ausbildung des Schädels tritt sogar bei
ihm noch auffallender hervor. Diese Unvollkommenheit der Zeich-
Gemälde der himmlischen Heerschaaren in der Unterkirche von Assisi, dass
man kaum glauben könne, dass es aus so früher Zeit sei, und Baldinucci
(E6. Piacenza I. p. 100. 199] hält es aus unverwertlichen Gründen für
Wahrscheinlich, dass er Giottds Enkel, Sohn seiner Tochter von dem Maler
Riccio di Lapo gewesen, was auch auf eine spätere Zeit deuten würde.
Diese genauen Details verdanken wir theils dem Cennino di Andrea
Cennini, der als Schüler von Angelo, dem Sohne des Taddeo Gaddi, davon
Wohl unterrichtet sein konnte, theils den von Rumohr (It. Forsch. II. 166)
erltdeckten urkundlichen Nachrichten. Vergl. Vasari a. a. O. II. 119.
Anno domini IWICCCXXXIIII mensis Septembris Tadeus me fecit.
Rumohfs Unheil über Tarldeo, It. Forsch. II. 78, ist im Ganzen treiIend,
wenn ich auch in der Würdigung mancher Einzelheiten abweiche.
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