Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Vielseitigkeit. 
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rend spätere, ebenso vielseitige Meister, z. B. Orcagna, gern ihre 
verschiedenen Qualitäten geltend machten. Dass ihm seine Vater- 
stadt dessenungeachtet nicht bloss architektonische, sondern auch 
plastische Arbeiten anvertrauten), und dass er solche Arbeiten 
unternahm, ist jedenfalls ein Beweis, dassinltalien eine neueAuf- 
fassung der Kunst aufkam, der Begriff einer allgemeinen, über 
den einzelnen, technisch gesonderten Künsten stehenden und sie 
umfassenden Kunstthätigkeit und Kunstbegabung, welche mehr 
und mehr dahin führen musste , die abstracten Elemente der 
Kunst, Zeichnung und Erfindung vor dem Technischen zu be- 
tonen  
Giotto's grosser Ruf verursachte, dass sich auch die Erzäh- 
ler und Sammler von Novellen seines Namens bemächtigten und 
eine Anzahl von Anekdoten, welche meistens witzige und scharfe 
Abfertigungen von zudringliehen oder anmassenden Aeusserungen 
enthalten, auf ihn übertrugen. Die Wahrheit derselben ist natür- 
lich völlig unverbürgt und eine Folgerung aus denselben auf sei- 
nen Charakter zu ziehenwg], wäre mehr als gewagt, besonders 
da er darin ziemlich dieselbe Rolle spielt, welche die Maler bei den 
Novellisten gewöhnlich annehmen und die einigermassen in der 
Gattung begründet ist. Sie sind nämlich alle als schlichte, inihrer 
äussern Stellung ziemlich handwerksmässige, aber kluge und über 
diese Verhältnisse hinaus einsichtige und unterrichtete Männer 
geschildert, welche geringere Leute durch ihren Witz von sich ab- 
halten und gegenVornehme sich ein dreistes Wort erlauben. In einer 
Ü Die Worte der Urkunde scheinen wirklich ganz bestimmt auf eigene 
architektonische und plastische Leistungen, nicht auf eine entferntere Mit- 
wirkung durch Rathertheilen und Beurtheilung zu deuten. Er wird zum 
Mßgister und Gubernator nicht bloss des Dornbaues ernannt, sondern auch 
der städtischen Mauern und Befestigungswerke und aller künstlerischen öifent- 
liehen Werke, welche nur irgend für die Werkstätte eines Meisters gehören 
könnten (quae ad laborerium vel fabricam cujuscunque magisterii pertinere 
dißerentur vel possent), eine Formel, die wohl nur gewählt sein kann, um 
auch die plastischen Arbeiten einzuschliessen. Gaye a. a. O. I. 482. 
m") S0 erklärt auch Vasari sich das ihm selbst auffallende Factum, dass 
Giotto auch modellirt und gemeisselt habe. „La. qual cosa si puö credere 
agevtilmente, essendo il disegno e Pinvenzione il padre e 1a madre di 
tutte queste arti e non d'une sola. 
 Wie bekanntlich Rumohr gethan.
	        
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