Wandgemälde
in
Neapel.
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Augen ist sehr anziehend, aber Christus, der ihr mit unglaublich
langen Händen und in ungeschickter Bewegung die Krone auf das
Haupt drückt, erscheint ziemlich matt und unbedeutend, und die
Köpfe der Engel und Heiligen, alle mit derselben Bildung des
Auges und demselben Ausdrucke Weicher, inniger, verehrender
Stimmung, sind ungeachtet einer gewissen Mannigfaltigkeit der
Haltung doch monoton. Die Zeichenfehler der Halbproiile fallen
hier, wo das geistige Interesse Weniger gespannt ist, noch mehr
auf. Bei den 26 kleinen Tafeln, welche in der Saeristei derselben
Kirche die Thüren der Schränke schmückten und von denen jetzt
20 in der Akademie zu Florenz bewahrt, zwei aber in das Ber-
liner Museum gerathen sind, befand sichlGiotto mehr auf dem ihm
zusageuden Gebiete. Er hatte nämlich das lieben Christi und das
des h. Franciscus in ihren entsprechenden Momenten, also durch-
weg geschichtliche Hergänge darzustellen, und that dies in der
naiven und energischen Weise, die wir schon an seinen Fresken
kennen gelernt haben, Wobei hier die kleinere Dimension die Ar-
beit erleichterte, so dass die Zeichnung vollkommener erscheint.
Ein anderes Tafelbild, eine thronende Jungfrau mit dem Kinde
unter Engeln und Heiligen, welches aus Ognisanti in die Academie
Zu Florenz gekommen ist, zeigt bei grossartigeren Formen das
Bemühen, die Jungfrau voller, mütterlicher darzustellen, Wie wir
es ähnlich bei gleichzeitigen pisanischen Bildhauern antreffenß).
Auf einer kleineren Madonna mit Giottois ächter Namensinschrift,
in der Brera zu Mailandw), ist diese naturalistische Tendenz
bei der Bewegung des Christkindes, das die Mutter in dieWange
"Ü Die angeblich aus S. Francesco in Pisa stammende, im Louvre be-
fifldliche Tafel mit dem h. Franciscus, der die Stigmaten empfängt mit einer
(Zweifelhaften) Namensunterschrift, ist roh und schwerlich von Giotto's Hand
(Waagen K. u. K. W. III. 402), und die von Waagen in der Sammlung von
Yollflg Ottley gesehene (a. a. O. 1.389) Tafel mit dem Tode Mariä, welche
man für das von Vasari beschriebene, in Ognisanti befindlich gewesene und
von Michael Angele bewunderte Werk Giottos gehalten und als solches in
der Etruria Pittrice, bei Aginc. Taf. 114 und sogar noch bei Rosini publicirt
hat, ist augenscheinlich viel später und wahrscheinlich von Fiesole (Vasari
e- a. 0. s. 331).
H) Nro. 125 d. Kat; bezeichnet Op. magistri Jocti de Florentia. Ur-
sPfüllglich in S. Maria degli Angeli in Bologna, wo die Seitentafeln mit
Engeln und Heiligen noch in der Pinakothek bewahrt werden.
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