in
der
Unterkirche
Zll
Assisi.
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war denn Giotto hier wieder auf Allegorien und zwar nicht bloss
auf Personificationen, sondern auf allegorische Handlungen ange-
wiesen. Man kann nicht sagen, dass er dabei grossen geistigen
Aufwand getrieben habe. Das anziehendste und bekannteste die-
ser Bilder ist das Gelübde der Armuth. Ich erwähnte schon frü-
her, dass der in Dante's Versen ausgeführte Gedanke einer Ver-
mählung des h. Franciscus mit der seit Christi Tode verlassenen
Armuth keine neue Erfindung, sondern schon von dem Heiligen
selbst ausgegangen war, indessen scheint Giotto sich nicht an
andere klösterliche Traditionen, sondern an die Darstellung des
Dichters gehalten zu haben. Der Hergang ist in eine gothische
Halle verlegt. Christus vollzieht die Vermählung, welcher Engel
als Zeugen und Gäste beiwohnen, während die Verspottlmg,
welche die Braut seit Christi Tode 1100 Jahre gelitten, durch die
lebendige Bewegung eines sie anbelleildenHundes und höhnender
Buben, und der Gegensatz zwischen den Brüdern, welche dem
Heiligen nachfolgend ihr Eigenthum den Armen geben, und den
Reichen, welche dieEinladung abweisen, durch mehrere Personen
dargestellt ist. Bei den beiden andern Gelübden lagen keine so
günstigen Motive vor und der Künstler musste sich durch Her-
beiziehung allegoriseher Figuren helfen. Bei dem "Gehorsam"
legt ein Engel, indem er mit der einen Hand den Mund zum Zei-
chen schweigenden Gehorsams schliesst, mit der andern das Joch
auf den Nacken des vor ihm liegenden Heiligen; Brüder, welche
durch diese Demuth zur Nachfolge gereizt werden, anbetende
Engel, und endlich ein Centaur, das Sinnbild roher Willkür, der
klagend und erschreckt sich abwendet, vollenden das Bild. Die
alieuschheit" ist als eine Jungfrau dargestellt, die in einer festen,
Wohlvertheidigten Burg, von Engeln angebetet, thront. Reinigung
im Bade der Taufe, Geleitung durch die Reinheit und Stärke sind
Vorbereitungen für eine Schaar, welche S. Franciscus der Burg
zuführt, während Tod und Teufel fliehen und die profane Liebe
in Gestalt eines bockfüssigen Amors von dem Einsiedler "Busse"
verjagt wird. Das vierte Bild ist einfach; der Heilige im gold-
durchwirkten Diaconengewande (weil seine Demuth die höheren
Weihen ablehnte] auf reichem Throne sitzend, wird von Engels-
Schaaren mit Gesang und Musik verehrt. Jenes psychologische