Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Italien 
im 
XIII. 
Jahrhundert. 
durchaus orthodoxzii), eine Abweichung vom Kirchenglauben galt 
ihr für ein schweres Verbrechen und die Obrigkeiteil hielten sich 
stets verpflichtet, die kirchliche Ordnung durch weltliche Gewalt 
aufrecht zu halten. Friedrich II., trotz seiner verdächtigen Fröm- 
migkeit, bedrohete die Ketzer mit den härtesten Strafen und die 
Stadt Florenz sorgte durch Polizeivorschriften dafür, dass ihre 
Bürger die Pflicht der Beichte nicht vernachlässigtenößfr). 
Jedenfalls stand Italien in den Aeusserungen leidenschaftlich 
erregter Frömmigkeit keiner andern gleichzeitigen Nation nach. 
Als sich um 1260 auch hier die Geisslerfahrten von Perugia aus- 
gehend über den ganzen Norden Italiens verbreiteten, glaubten die 
städtischen Obrigkeiten zwar wegen der damit verbundenen Miss- 
bräuche dagegen einschreiten zu müssen, wie denn auch die Kirche 
sie verbot. Aber die öffentliche Stimme war eher für die Flagel- 
lanten, und die Chronisten äussern sich meistens tadelnd über jene 
polizeilichen Beschränknngenfw). Noch merkwürdiger ist eine 
andere Erscheinung, die sich im Laufe des XIII. und im Anfange 
des XIV Jahrhunderts mehrmals wiederholt, nämlich die gewaltige 
Wirkung, welche einzelne Mönche, namentlich Dominicaner, in- 
dem sie zwischen die streitenden Parteien treten, durch ihre Pre- 
digt hervorbringen. Es hat etwas fast Wunderbares, wenn die 
leidenschaftlich aufgeregten Schaaren plötzlich von den YVaffen 
auf das Feld eilen, um die Friedensworte eines schlichten Mön- 
ches zu hören, wenn sie dann zu vielen Tausenden versammelt 
plötzlich umgestimmt, von feuriger Liebe zu ihren bisherigen Fein- 
den ergriffian werden, sich umarmen, Frieden schwören, die 
Verbannten zurückrufen, die Schäden vergüten-H. Freilich ent- 
sprach das Ende solcher Unternehmungen gewöhnlich dem An- 
Ü Es ist eine Ungenauigkeit des Ausdrucks oder eine kolossale Ueber- 
treibung, wenn Leo Gesch. von Italien II. 289 von der "fast allgemeinen Los- 
gerissenheit von der Kirche" in Italien zur Zeit Friedrichs II. spricht. 
"Ü Bei einer Epidemie im J. 1357 wurde den Aerzten bei namhafter Geld- 
busse untersagt, die Kranken mehr als zwei Mal zu besuchen, wenn sie nicht 
beichteten. Matt. Villani lib. VII. c. 92. 
"Ü Raumer IV. 144. Muratori Diss. 75. Iniquitatis filii, so sagt ein 
Chronist, tyranni urbium, hanc devotissimam novitateni compescuerunt. 
1') Besonders grossartig ist das Auftreten des Dominicaners Giovanni Schio 
im J. 1232, der fast die ganze östliche Hälfte der Lombardei versöhnte. S. über
	        
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