Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

in 
der 
Arena 
ZU 
Padua. 
393 
des Schmerzes, wie geängstete Vögel beim herannahenden 
Gewitter durcheinander flattern, und auch die leblose Natur trauert 
mit, indem auf der einsamen Anhöhe nicht etwa das Kreuz, son- 
dern ein entlaubter Baum steht. Endlich will ich noch der Aufer- 
stehung erwähnen, welche zwei, zwar nicht nothwendig, aber 
doch gewöhnlich getrennte Momente umfasst; man sieht nämlich 
auf der einen Seite das Grab des Herrn, auf dem die Engel sitzen 
und neben dem die Wächter schlafend oder erschreckt liegen, auf 
der andern aber den Herrn, welcher der Magdalena sein N oli me 
tangere zuruft, wobei diese Magdalena ein wahres Wunder des 
Ausdruckes frommer Sehnsucht ist. Es kann nichts Einfacheres 
geben, als diese Gestalt, aber auch nichts WVirksameres. Sie ist 
mit wenigen Strichen gezeichnet im Profile und knieend, so dass 
der lange, vom Kopfe herunterfallende Mantel fast den ganzen 
Körper bedeckt und eine einfache, fast ungebrochene, nur von 
Wenigen Falten am Rande gehobene lichte Gewandmasse zeigt. 
Aber eben durch diese Einfachheit machen die sehnsüchtig vorge- 
streckten Arme und das ruhig gehobene, fest. blickende, bittende 
Antlitz den tiefsten Eindruck, wir fühlen darin die Macht der 
frommen Empfindung, Welche die Seele ganz hinnimmt, so dass 
sie nichts ist als anbetende Sehnsucht, nach nichts Anderm strebt, 
als nach dem Einen, was Noth thut. Die figurenreiche Darstel- 
lung des jüngsten Gerichtes scheint nicht ganz von des Meisters 
Hand, namentlich ist die Hölle unruhig und verwirrt. Die Gestalt 
(lQS Weltrichters dagegen (nach alterWeise in grösserer Dimen- 
Sion) ist von hohem imponirenden Ernst und die Schaar der von 
Engeln dem Aufenthalte der Scligen zugeleiteten Gläubigen ist 
von grosser Innigkeit und Mannigfaltigkeit des Ausdrucksfc). 
iVer diese Gemälde mit Linbefangexiheit und Aufmerksam- 
keit betrachtet, wird bald entdecken, worin das Geheimniss ihrer 
Kraft liegt. In nichts anderem, als in ihrer sittlichen Wahrheit, 
in der Tiefe des Gefühls, mit der Giotto, ganz auf das Seelenleben 
gerichtet, die Aeusserungen desselben in der heiligen Geschichte 
Hufzeigte, in der Keuschheit und Energie, mit der er diesem Ziele, 
Unbeirrt. von allem andern, nachging. Alle Eigenthümlichkeiten, 
ja selbst die Schwächen seiner Kunst erklären sich hieraus oder 
bei Förster a. 
die 
Durchzeichnung 
Zahl 
einer 
Köpfen. 
VOXI
	        
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