Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

in 
der 
Arena 
ZU 
Padua. 
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in Worten abgelesen werden könne. Er spricht mehr zum Ver- 
stande und zur Phantasie, als zu den Sinnen, er will erzählen. 
Aber er erzählt. unendlich besser, als seine Vorgänger; wenn 
diese sich mit einer trockenen, zur Wiedererkennung des 'l'extes 
ausreichenden Darstellung begnügten, glaubt er auf' die sittliche 
Bedeutung des Herganges eingehen, nicht bloss übersetzen, son- 
dern auch erklären zu müssen. Er denkt sich den Beschauer 
nähere Fragen nach den Empfindungen und Absichten der han- 
delnden Personen stellend und kommt diesen Fragen zuvor; er 
spricht ausdrücklich aus, was er im Texte zwischen den Zeilen 
las. Er glaubt Missverständnissen, welche die bildliche Darstel- 
lung erregen könnte, begegnen, die Betonung der Vortragenden 
Stimme, die dem bildlichen Vortrage fehlt, durch andere Mittel 
ersetzen zu müssen. Das apokryphe Protevangeliilm, dem er 
folgt, erzählt einfach, dass dem Joachim, der vor Scham über die 
ihm als Kinderlosen zugefügte Schmach in die Wüste zu den 
Hirten geflohen war, im Traume der Engel erschien, der ihm. 
Rückkehr gebot. Giotto stellt neben den Schlafenden und den 
Engel die Hirten mit der Heerde dar, um durch ihre Gleichgültig- 
keit anschaulich zu machen, dass jener Engel eine innere, ihnen 
unsichtbare Erscheinung ist. Bei der Begegnung in der goldenen 
Pforte genügt ihm, um die Bedeutung dieses Wiederfindens und 
dieser Umarmung anschaulich zu machen, nicht derAusdruck des 
Staunens bei den Frauen, welche der h. Anna folgen, er hat viel- 
mehr auch eine Fremde hinzugefügt, die ihnen einen fragenden 
Blick zuwirft und so den Beschauer nöthigt, sich Rechenschaft zu 
geben. Bei dem Moment, wo die kleine Maria mit wunderbarer 
Entschiedenheit zum Tempel hinaufsteigt, überlegte er, dass das 
Kind doch ein Gefühl von Bangigkeit haben müsse, und zeigt 
"dies. dadurch, dass die Mutter ihr sorgsam nachgeht und sich ihr 
zu helfen bereitet. Die Verlobung ist mit allen den Zügen ausge- 
Stattet, die auch später dabei wiederholt wurden; der Zorn der 
Freier, die ihre Gerten zerbrechen, die ehrenfeste Haltung Josephs, 
der Liebreiz der demüthigen Braut, sind vortrefflich ausgedrückt. 
Aber um das ungewöhnliche Verhältniss dieses Brautpaares an- 
schaulich zu machen, fügt er noch denHochzeitszug nachJosephs 
Hause hinzu. Es geht ganz lustig her, Pfeifer und Geiger voran,
	        
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