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Giotto.
der Composition hätten, abgesehen davon, dass die Bestellungen
damals genau zu sein pflegten und den Malern nur mässige Frei-
heit liessen, ihm nicht den gewaltigen, populärenErfolg verschaf-
fen können, und die Zeitgenossen rühmen gerade die Ausführung,
die Natürlichkeit seiner Gestalten. Jene Erklärungen sind also
völlig ungenügend und zum Glücke erleichtert uns die in den letz-
ten Jahrzehnten durch die Aufdeckung unter der Tünclte verbor-
gener Fresken?) sehr vermehrte Zahl seiner Werke eine bessere
Würdigung seiner Verdienste.
Bei der Betrachtung dieser YVerke Will ich mit dem umfas-
sendsten und bedeutendsten beginnen. mit den Gemälden in dem
Kirchlein der Arena zn Padua, welches der damalige Be-
sitzer dieses antiken Amphitheaters, Enrico degli Scrovegni, im
Jahre 1303 in einfachster Anlage, bloss aus dem länglichen Schiffe
und einem schmaleren Chore bestehend, gründete und das bald
darauf von Giottois Hand geschmückt wurde. Die Kirche führte
den Titel der Verkündigung und dies gab den Ausgangspunkt
für die Anordnung der Gemälde, indem dieser Gegenstand nun
am Triumphbogen neben dem Eingange zum Chore dargestellt
wurde, wo er, die beiden Figuren wie so oft durch die Bogen-
ölfnung getrennt, unter einer mächtigen Glorie Gottes des Vaters
zwischen den himmlischen Heerschaaren, dem Eintretenden un-
wegwerfenden Worte über ihren gegenwärtigen schlechten Zustand gedenkt,
und sein Urtheil über die künstlerische Bedeutung des grossen Meisters
ausschliesslich auf einige Novellen und auf die in Florenz vorhandenen
Tafelbilder gründet.
Die Fresken im Refectorium von S. Ohiara zu Neapel sind 1840,
die in S. Croce zu Florenz theils 1845 theils 1855, die im Kapitelsaale
von S. Antonio zu Padua etwa 1850 aufgedeckt.
H] Selvatico, Sulla capellina degli Scrovegni, Pad. 1826, gieht ausser
der ausführlichen Beschreibung sehr gute Abbildungen sämmtlicher allego-
rischer Figuren und dreier der historischen Compositionen, E. Förster im
Kunstbl. 1837 Nro. 86, 89, 93 ausführliche und gute Beschreibung und in
s. Werke über die Wandgemälde der St. Georgskapelle zu Padua (Berlin
1841] mehrere Zeichnungen. Endlich hat Mrs. Oallcott (Description cf the
Giottds chapel in Padua, London 1835) einige characteristische, aber zum
Theil aus der Erinnerung ergänzte Fragmente mitgetheilt, und die Afundel
Sooiety sämmtliche historische Gemälde, aber freilich in sehr ungenügender
Zeichnung, publicirt.