382
Italienische
Malerei.
Ausser diesen bisher genannten Arbeiten hatte er in Arezzo,
im Schlosse zu Verona, in Ferrara, Ravenna, Urbino, dann in
Florenz in den Kirchen del Carmine, Ognisanti und an andern
Orten, besonders in S. Croce sehr umfassende VVandmalereien
und endlich eine beträchtliche Zahl von 'l'afelbilderi1 ausgeführt.
deren Entstehungszeit wir, da er niemals eine Jahreszahl darauf
anbrachte, nicht genau angeben können, die aber Wahrscheinlich
alle vor das Jahr 1334 fallen.
Denn in diesem Jahre wurde er, anscheinend nach langer
Abwesenheit nach Florenz zurückkehrend. von seinenMitbürgertt
zum Obermeister aller öffentlichen Bauten ernannt und namentlich
mit der Leitung des Dombaues und mit der Errichtung des
Glockenthurntes neben demselben beauftragt, welcher Aufgabe er
sich nun mit allen Kräften und mit vielseitigster 'l'hätigkeit wid-
mete. Daneben führte er mehrere grosse Malereien in Florenz
aus, die Vasari nennt, wurde dann von der Stadt zu einem uns
nicht näher bekannten künstlerischen Geschäfte nach Mailand ge-
sendetit), starb aber unmittelbar nach seiner Rückkehr von da
im Januar 1336 in Florenz.
Schon dieser Umriss zeigt, in wie grossem Ansehen Giotto bei
seinem Leben stand; seine Kunst wurde von allen Seiten begehrt,
Päpste, Könige, MächtigeallerArtriefenihnvonweitherherbei, um
ihm grosse, ehrenvolle Werke zu übertragen. Noch bestimmter geht
dies aus den Aeusseruilgen seiner Zeitgenossen und der nächsten
Generationen hervor. Dante's Verse, in denen er ihn als den, der
„das Feld in derMalereibehauptethabe", also dochals denberühm-
testen Malerseiner Zeitnennt, sind bekannt. Petrarca bezeichnet ihn
wiederholt als den ersten Maler seiner Zeit In seinem 'l'esta-
mente vermachte er ein Bild von Giotto mit der Geschichte der
Jungfrau, das er geschenkt erhalten, „dessen Schönheit den
Laien unbegreiflich sei, die Kenner aber staunen mache". seinem
m) Gio. Villani XI. c. 12.
ßß] Im Ißinerarium Syriacum: Pictor nostri aevi princeps. In den Epist.
famil. lib, 5 ep. 17 nennt er zwar ihn und Simon von Siena Zusammen als
vorzügliche Maler, die er gekannt habe. zeichnet aber Giotto durch den
Zusatz aus, dass sein Ruhm unter den Neuem gewaltig Sei (cujus inter
modernes fama ingens est). Die Stelle des Testaments theilt schon Vasari mit.