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hat, um aus der auf das Gebot des Heiligen zu seiner Labung.
entsprungenen Quelle zu trinken, mit Recht, dass man ihm die
Begierde nach dem VVasser ansehe, und ähnliche lebensvolleZüg-e
linden sich auf mehreren dieser Bilder de).
Irgend eine grössere Arbeit muss jedenfalls den Ruf des
jungen Malers sehr frühe verbreitet haben, da wir ihn nach ur-
kundlich beglaubigter Nachricht schon in den Jahren 1298 bis
1300 in Rom mit umfassenden und kostbaren Arbeiten betraut
finden. Ein Nepote Bonifaz VIII, der Kardinal Jacobus Gaetani
de" Stefaneschi liess nämlich durch ihn in der Peterskirche die
ganze Tribune und ein grosses Altarwerk malen und endlich die
symbolische Darstellung des Schiffleins Petri in Mosaik ausfüh-
ren. Diese „Navicella" existirt bekanntlich noch jetzt, jedoch fast
gänzlich erneuert, in der Vorhalle der heutigen Peterskirche und
von jenem Altare sind einzelne kleinere Theile in der Sacristei der-
i) Z. B. bei der Bestattung des Heiligen, bei dem Tode eines Haupt-
manns während der Mahlzeit u. s. f. Schwache Abbildungen einiger dieser
Fresken bei Agincourt peint. Taf. 114. Giottols Theilnahme an denselben
ist bekanntlich streitig. Rumohr (II. 66) geht so weit, sie sämmtlich, was
kaum zu begreifen, dem Spinello Aretino zuzuschreiben. Meine Ansicht
trifft im Wesentlichen mit der von Fr. K. im Kunstbl. 1837 N0. 42 zu-
sammen. Ueber die Zeit derselben giebt selbst Vasari keine andere Be-
stimmung, als dass er Giotto durch den Ordensgeneral Fra Giovanni di Mura
nach Assisi berufen lässt, Welcher 1'296 erwählt wurde, was also mit der
Annahme früher Entstehung vor seinen römischen Arbeiten übereinstimmt.
Dagegen lässt er ihn unmittelbar von dieser Arbeit in der obern Kirche
an die berühmten allegorischen Bilder der unteren Kirche gehen, was ein
Qffenharer Irrthum ist. da beide Malereien höchst verschieden sind und diese
letzten durchaus der reifen Zeit des Meisters angehören und wegen ihrer
Beziehung zu Dante's Paradies nicht wohl vor der Publication desselben um
1314 entstanden sein können. Man wird daher annehmen müssen, dass
Giotto zwei Mal in Assisi gearbeitet, zuerst 1296 zwanzigjährig in der obern,
dann sehr viel später in der untern Kirche. Dies wird auch durch eine
Aeusserung des Chronisten Ricobaldo von Ferrara 1313), auf die ich
Später zurückkommen muss, bestätigt. Er sagt nämlich: Zotus pictor eximius
Üßrentinus agnoscitur qualis in arte fuerit. Testantur opera facta per eum
111 ecclesiis Minorum Assisiis, Arimini, Paduae, et per ea quae pinxit
in Palatio Communis et in ecclesia Arenae Paduae (Muratori, Scr. IX. 255).
Dies ist, wie wir wissen, im Jahre 1312 geschrieben und da damals jene
allegorischen Bilder noch nicht entstanden sein konnten, muss Giotto zwei
Mal in Assisi gewesen sein.