Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Italienische 
Malerei. 
Richtung festzustellen, Welche für die gesammte bildende Kunst 
massgebend wurde. 
Giotto, der Sohn des armen Arbeitsmannes Bondone in 
dem Dorfe Vespignano, nicht weit von Florenz , war im Jahre 
1276 geboren, als Giovanni Pisano, schon etwa 26 Jahre alt, am 
Brunnen von Perugia arbeitete. Cimabue fand, so erzählt wenig- 
stens eine glaubhafte Sageß], den zehnjährigen Knaben, wie er 
bei der Heerde sitzend ein Schaf auf einen Stein zeichnete, er- 
kannte sein Talent und führte ihn mit sich in seine VVerkstätte. 
Von dem Verlaufe seiner jüngern Jahre und seiner Entwickelung 
haben wir nur unvollkommene Kenntniss, da Vasariis ausführ- 
liche Erzählung in vielen Fällen widerlegt und dadurch überhaupt 
zweifelhaft geworden ist. Einige Malereien, die dieser ihm zu- 
schreibt, die Fresken in der Capella delP Incoronata zu Neapel, 
die aus der Geschichte des Hiob im Campo santo zu Pisa und 
das Abendmahl im Refectorium von S. Croce sind erst lange nach 
Gi0tto's Tode M), und andere Arbeiten, die er ihm mit Recht 
beilegt, zufolge der jetzt ermittelten Urkunden wenigstens in an- 
derer Zeitfolge entstanden Indessen ist er doch besser unter- 
richtet, als bei den früheren Meistern, so dass man seinen An- 
gaben, wenn sie den anderweitig ermittelten Thatsachen entspre- 
chen, folgen mag. Das früheste, was wir von Gi0tto's Hand 
besitzen, wird sich unter den 28 Bildern aus der Geschichte des 
h. Franz in der Oberkirche von Assisi befinden, welche zwar sehr 
verwittert und beschädigt sind, aber doch noch mehrere verschie- 
dene Hände erkennen lassen, von denen eine wohl die des jungen 
Giotto sein möchte. Neben Zügen, welche den Schüler des Ci- 
mabue verrathen, tritt uns hier schon die Lebendigkeit der Auf- 
fassung und des Ausdruckes, die Wärme der Empfindung und 
die Einfachheit charakteristischer Zeichnung entgegen, welche in 
weiterer Ausbildung den W erth seiner reiferen Werke ausmacht. 
Schon Vasari rühmt an dem durstigen Bauern, der sich hingelegt 
 Rumohr (II. 40) findet sie „zu schön um wahr zu sein". Da in- 
dessen sehon Ghiberti sie erzählt, so haben wir keinen Grund, ihr Glauben 
zu versagen. Jedenfalls ist Rumohfs Zweifel über den Namen des Vaters 
jetzt gehoben, da derselbe urkundlich erwiesen ist. Gaye, Carteggio I, 481. 
"l Näheres über alle diese Gemälde weiter unten.
	        
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