Dante's
Naturschilmleruxlgen.
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auf dem Sammelplatze beim Schalle der Trompeten und der
Glocken Reiter tummeln und Fussschaaren bewegen, wie die
abziehende Truppe den zurückbleibenden Führer militärisch be-
grüsst; Festbilder, aufjauchzende Tänzer, oder Mädchen, die
beim Reigen der wechselnden Musik lauschen; VV anderbilder,
das Verhalten von Begegnenden, sich Begleitenden, wie es der
Dichter in seinem eignen Flüchtlingsleben beobachtet haben
mochte. Bei vielen dieser Gleichnisse ist das lyrische Element, der
Eindruck, den die Erscheinungen geben, oder ihre Beziehung auf
den Menschen besonders betont. S0 werden namentlich die Ta-
geszeiten geschildert, der ltlorgen als die Zeit der festen, kühnen
Träume, der Abend durch die Sehnsucht nach der Heimath, die
der Seefahrer auf einsamem Meere, der WVandernde beim fernen
Läuten der Glocken empfindet. Oft aber Werden ganz selbststän-
dige Genrebilder vorgeführt; der nördliche Barbar, der über den
Glanz von Bom erstaunt, der Pilger, der, in der Kirche seines Ge-
lübdes angelangt, sich eifrig umsieht, um sie in der Heimath
beschreiben zu können, der Croat, der sich an dem Veronicatuche
nicht satt sehen kann, der Bauer aus dem Gebirge, den der Lärm
der Stadt verwirrt. Ausführlich schildert der Dichter ein Mal,
wie sich die Leute verhalten, die vom Spiele aufstehen, wie der
Gewinnende, der Verlierende, wie die bloss Zuschauenden diesen
Hauptpersonen gegenüber. Man sieht, er ist mit offenem Auge
für jede charakteristische Erscheinung herumgewandelt, seine Er-
innerung ist wie das Skizzenbuch eines Malers, der vereinzelte
Gruppen treu nach der Natur zum künftigen Gebrauche einge-
tragen hat. Darunter befinden sich dann eine Menge von feinen,
psychologisch interessanten Wahrnehmungen. Die Verwirrung
des erwachten Träumers, welchem der Eindruck des Traumes, aber
nicht das feste Bild desselben geblieben ist, oder die eines Men-
schen, der durch eine unbekannte Ursache zum Fallen gebracht,
sich umsieht und seufzet, der Zweifel an der Wahrheit eines
überraschend glücklichen Ereignisses, die Neigung nach einem
Schreckenden Gegenstande, indem man ihn flieht, sich umzu-
blicken u. s. f.
Diese aus dem Leben genommenen Bilder sind sogar oft fast
komisch, oder doch zu derb, um nach misernßegrilfen derWVürde