Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Duccio 
di 
Buoninsegna. 
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nung, die von Runzeln und Falten bedeckten Gesichter der ältern 
Männer, die magere Körperbilduug Christi und anderer Haupt- 
personen, die etwas schüchterne Haltung, welche man bei ihnen 
oft bemerkt und die ihren Grund darin hat, dass die Füsse zu 
nahe stehen und der Körper daher sich nach vorne zu neigen 
scheint, dann auch die Farbe mit ihrem dunkeln Colorit und den 
bräunlichen Schatten lassen noch ein byzantinisches Element er- 
kennen. Aber die Ueberlieferung ist doch schon vollkommen 
freies, geistiges Eigenthum geworden, es ist nichts Unverstande- 
nes, bloss Nachgeahmtes darin, die Formen sind, wenn auch nicht 
durch Naturstudien gewonnen, doch mit der Natur verglichen und 
von unmittelbarer Empfindung belebt. Und in feinen Zügen, 
z. B. in den mehr geschlitzten und milde blickenden Augen, 
macht sich schon ein neuerer, innigerer Geist geltend, dem die 
überlieferte Auffassung nicht mehr genügt. 
Mit Ducciog) kommen die Kunstbestrebungeil des XIII. 
Jahrhunderts zu ihrem Abschluss 5 er erreicht, so viel es geschehn 
konnte, das Ziel, nach Welchem seine Vorgänger gestrebt hatten 
und gestattet uns daher, die Bedeutung dieses Strebens recht deut- 
lich zu erkennen. So viel ist wohl schon durch die blosse Erzäh- 
lung der Thatsachen klar geworden, dass dieser Aufschwung 
nicht, wie Vasari annahm, die Wirkung einiger, zufällig grade 
jetzt geborener 'l'alente war, und dass es sich nicht bloss um das 
Abschütteln des J oches träger byzantinischer Gewohnheiten han- 
delte. Man erkennt vielmehr ein allgemeines, durch einen innern 
Process hervorgerufenes künstlerisches Bedürfniss, welches 
Viele an vielen Orten anregte und sie zu Versuchen antrieb, 
bei denen man die ältere Kunst, nach Umständen die altchristliche, 
die antike, vor Allem aber die byzantinische, als die noch in Ue- 
bung befindliche, nicht bekämpfte, sondern vielmehr zu Hülfe 
rief, sich anzueignen, in ihr den eignen Empfindungen Ausdruck 
zu leihen strebte. Dies Anlehnen an die ältere Kunst War nicht 
etwa eine handwerkliche Schwäche oder eine Willkür, sondern 
 Sein Todesjahr ist nicht erwiesen. Die urkundlichen Erwähmmgen 
seines Lebens sollen nach dem Padre della Valle (in den Lettere Sanesi) bis 
1339, nach der neueren und in jeder Beziehung glaubhafielell Versicherung 
von Milanesi (Doc. I. 168) nur bis 1320 reichen.
	        
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