Duccio
di
Buoninsegna.
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die Inschrift, Welche selbst in ihrer lateinischen Fassung einen
charakteristischen Ausdruck von Innigkeit hat:
Mater sancta Dei sis causa Senis requiei.
Sis Ducio vita, te quia depinxit ita.
Die Rückseite?) enthält in 26 Bildern die ganze sehr aus-
führlich erzählte Passionsgeschichte von dem Einzuge in Jeru-
salem an bis zu dem Gange nach Emmaus. Auf der Vorderseite
glaubt man den Schüler des Cimabne zu erkennen , so sehr glei-
chen die Züge dieser Madonna und selbst der Nebengestalten
dem Werke des florentiner Meisters. Der Typus ist durchweg
derselbe byzantinisirende, mit vollem offenem Ovale, feinem Na-
senrüeken und starken Schatten an den Augen, der Nase und dem
Halse. Aber doch ist schon Alles freier, leichter geworden, in
den älteren Köpfen die naturgemässe Durchführung der Gesichts-
falten, an den jüngern der Schönheitssirln weiter ausgebildet als
bei Cimabue. Besonders aber ist die Rückseite durch den Reich-
thum ihres Inhalts und durch die geist- und liebevolle Durchfüh-
rung anziehend und bewundernswerth. Die Zahl der 26 Bilder
entsteht dadurch, dass vier Reihen von je sieben Feldern ange-
ordnet, darunter aber der Einzug in Jerusalem in der untern und
die Kreuzigung in der obern Hälfte, jenes gleichsam als Titel-
blatt, dieses als der wichtigste Moment des Ganzen die doppelte
Höhe haben und also je zwei Felder füllen. Die chronologische
Folge geht im Ganzen, wie in allen solchen Werken, der Schrift
entsprechend von der Linken zur Rechten, jedoch hier von unten
anfangend, und durch jene grösseren Bilder dergestalt modiiicirt,
dass nicht jede der vier Reihen in sich, sondern nur je zwei Reihen
zusammen ein Ganzes bilden und der Vortrag bei ihnen bald auf-,
bald absteigt. Dieser Anordnung entspricht denn auch die Art
der Darstellung, sie will vor Allem gelesen werden, die Momente
erzählen, aber freilich in ihrer ganzen Kraft und Bedeutung, mit
a) Nur diese ist in dem von Emil Braun zu Rom 1846 herausgegebenen
Kupferwerke: La. passione di Gesü Christo nella Cattedrale di Siena, di-
pintum di Duccio di Bino della Buoninsegna, in 2G sehr gut gezeichneten,
von Bartoccini gestochenen grossen Blättern publicirt. Vergl. die lebendige,
wenn auch in den Details nicht immer richtige Beschreibung der einzelnen
Darstellungen von Fr. K. im Kunstbl. 1827 S. 193 ff.
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