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Anfänge
italienischer
Malerei.
ihm ein bestimmter Lohn angewiesen für die 'l'age, die er nach
seiner Versicherung daran gearbeitet haben werde. Alle Materia-
lien, deren er bedarf, werden ihm geliefert, er hat, wie es aus-
drücklich heisst, nichts herzugeben als seine Person und seine
Arbeit. Die Aufstellung des Bildes wurde nach den Berichten
mehrerer Chroniken festlich begangen; alle Läden waren ge-
schlossen, die Geistlichkeit nebst den Behörden holten das Ge-
mälde aus der Wohnung des Meisters ab und geleiteten es in
feierlicher Procession mit Kerzen unter Glockengeläute und Musik
in die Kircheit). Es war, sagt einer dieser Chronisten, die schönste
Tafel, die man je gesehn oder gemacht hatte; sie kostete, wie er
hinzufügt, mehr als dreitausend Goldguldeil. Andre bestimmen
die Summe nur auf zweitausend, indessen auch so würde sie sich
auf etwa 11,000 'l'haler unseres Geldes belaufen, was allerdings
fürdamalige Verhältnisse ein sehr hoher Preis, aber, da der Altar
freistaild und die kolossale Tafel hinten und vorn mit vielen auf
reichem Goldgrunde gemalten Bildern bemalt war, wohl begreif-
lich ist. Leider ist sie nicht mehr auf dieser Stelle, auch nicht un-
verstümmelt geblieben, hat vielmehr das Schicksal gehabt, bei der
Verlegung des Hauptaltars von seiner frühern Stelle unter der
Kuppel in die Apsis einem andern Altarwerke Weichen zu müs-
sen, und nun, da sie auf Nebenaltären an der Wand zu stehen
kam, aus einander gesägt zu werden, so dass die vordere und die
Rückseite getrennt und Predella und Giebelbilder in der Sakristei
beizvahrt sind.
f rau
Auf der Vorderseite sieht man die kolossale Gestalt der Jung-
mitl dem in leichtem Hemdchen bekleideten Christuskinde
auf ihrem Sclloosse, von vielen anbeterlden Engeln und Heiligen,
sowie von der Schaar der Apostel umgeben. Hier findet sich auch
Der Contract giebt die Gegenstände der Darstellung nicht an, auch nicht ob
es sich damals schon von Bemalung beider Seiten handelte, und es ist
dunkel, welche Bedeutung der bei Milanesi S. 178 abgedruckte nicht datirte
und auch sonst auffallende zweite Vertrag hat, in welchem eine andere
Preisberechnung für die Rückseite festgestellt wird.
V] Auch diese Notizen bei Milanesi a. a. 0. S. 168. Was die Chroniken
erzählen, bestätigt die städtische Rechnung, indem darin die Bezahlung der
Trompeter, Pfeifer und Paukenschläger aufgeführt ist.