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Anfänge
italienischer
Malerei.
leeren Raum zwischen der äussern Einrahmung und jenem Me-
daillon mit der Krönung mit heiterer und bedeutsamer Pracht
füllt und belebt. Auch die Bilder aus dem Leben der Jungfrau,
welche neben den spitzbogigen Fenstern unterhalb der Wölbung
angebracht sind, erzählen in derselben einfachen und bestimmten
Weise, wie Cimabue in Assisi. Allein trotz der Anklänge an
diesen scheint Jacobus Torriti doch ein selbstständiger Künstler,
der sich hauptsächlich nach ältern römischen Mosaiken gebildet
hatte. Auch an der Vorderseite derselben Basilika, jetzt im oberen
Stockwerke der später davor erbaueten Loggia, befindet sich ein
reiches, nicht viel später entstandenes Mosaik, den thronenden
Heiland mit Heiligen und Engeln und darunter die Grün-
dungsgeschichte der Kirche darstellend das Vasari mit Unrecht
dem Gaddo Gaddi zuschreibt, indem sich daran ein andrer uns
sonst völlig unbekannter Künstler, Philippus Rusuti, als Verfer-
tiger nennt. Sie haben zwar bei VVeitem nicht den Werth der
Arbeiten des Jacopo Torriti, aber sie zeigen doch, dass auch in
Rom sich eine Schule malerischer Technik bildete, welche Vieles
mit der toscanischen gemein hatte.
Einen sehr viel bedeutenderen Fortschritt finden wir dann
aber bei einem Zeitgenossen 'l'0rriti's auf toscanischem Boden.
Duccio aus Siena, der Sohn des Niccolb di Buoninsegnaw],
muss um oder etwas vor 1260 geboren sein, da er schon 1252
als arbeitender Maler erwähnt wird. Wer sein Lehrer gewesen,
ist uns nicht überliefert. Da in Siena die Kunst seit den Tagen
Guid0's nichts Erhebliches geleistet hatte, und in seinen Werken
sich Anklänge an Cimabue finden, ist es möglich, dass er dessen
Werkstatt besucht hat. Wenigstens war er schon frühe in Flo-
renz bekannt, da man ihm hier im Jahre 1285 ein grosses Werk
anvertraute, über welches er, obgleich als in Siena wohnend be-
zeichnet, den Contraet an Ort und Stelle schloss. Eine Brüder-
Eine kleine Abbildung des untern Theiles bei Agincourt tab. 18,
N0. 19, eine grössere in dem angef. Werke von Valentini.
u) In den Oontracten und Rechnungen wird er nur Duccius oder Duccins
quondam Buoninsegne genannt. Der bei Milanesi Documenti pag. 169 an-
geführte Chronist, der sehr wohl unterrichtet scheint, nennt ihn aber Duccio
di Niccolö.