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Anfänge
italienischer
Malerei.
zuschreibt, ehemals in Pisa, jetzt in der Sammlung des Louvre,
hat schon etwas mildere Züge und könnte möglicher WVeise ein
Jugendwerk Giottds sein
Zwischen die beiden ersten dieser Bilder soll dann nach
Vasari Cimabue's Aufenthalt in Assisi fallen, wo er zunächst
und zwar mit einigen ngriechischen Meistern" in der unteren,
dann aber anhaltend in der oberen Kirche malte, und zwar zuerst
die Deckengemälde, dann die ganze Reihe von Bildern aus dem
alten und neuen Testamente zwischen den Fenstern. Diese Male-
reien sind freilich nicht völlig gleich; die vier Evangelisten am
Gewölbe des Chors, die Vasari grade als Beweis der Verdienste
Cimabues um die Frescomalerei heraushebt, sind so byzantinisch
und steif, dass man sie eher einem Vorgänger des Cimabue, die
vier Kirchenvater aber an dem westlichsten Gewölbe (jeder mit
einem zuhörenden Schüler und in einer mit mangelhafter Perspec-
tive gezeichneten gothischen Architektur) so viel bewegter und
freier, auch in andrer kräftigere-r Farbe ausgeführt, dass man sie
einem Nachfolger, vielleicht schon dem Giotto zuschreiben möchte.
Unter den andern erwähnten VVerken, deren Verschiedenheit ge-
geringer ist und sich durch die während der Arbeit steigende
Kraft des Meisters erklären lässt, sind die historischen Bilder
zwischen den Fenstern die wichtigsten, leider aber, wahrschein-
lich in Folge mangelhafter Farbenbereitung, sehr verblichen und
zum Theil fast. unkenntlich geworden. Ueberhaupt ist das 'l'ech-
nische nicht ihre starke Seite; sie sind wahrscheinlich eben da-
durch, dass der Maler das Aengstliche und 'l'ypische der bishe-
rigen Malweise vermeiden wollte, hart und unharmonisch. Geht
man aber näher auf die mit naiver Kühnheit inhaltreich angelegten
Compositionen ein, so wird man durch den poetischen Sinn, die
verständige und klare Anordnung, durch die vielen Züge von Ge-
fühlswärme, glücklicher Naturbeobachtung und feinem Schönheits-
sinn überrascht und angezogen. Besonders der Judaskuss und
die Grablegung sind wahrhaft ergreifend. Man begreift bei die-
sen Bildern vollkommen, wie Giotto aus der Schule dieses Meisters
hervorgehn konnte, und muss Vasari beistimmen, wenn er so
Waagen K.
und K.
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