Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Anfänge 
italienischer 
Malerei. 
Munde, die Verzierungen des Thrones, dann besonders die durch- 
geführte Bedeckung der Gewänder mit kleinen, fein gestrichelten 
oder winkeligen Falten, die kaum noch eine Bedeutung für die 
Körperform haben, und endlich die Farbe und die Vergoldung 
sind durchaus griechischer Art  Aber der Ausdruck ist ein 
viel milderer, freierer, als die byzantinischen Madonnen zu haben 
pflegen. Die Züge sind sanfter, die Augen nicht mehr so gross 
und starr wie bisher, sondern länglich gezogen, der Kopf des 
Kindes ist schon voll und Wirklich kindlich, obgleich er noch 
etwas von dem lehrhaften Character wie auf den byzantinischen 
Bildern hat. Besonders aber hat die Haltung beider Figuren ge- 
wonnen. Das Kind, die Beinchen zierlich über einander gelegt, 
sitzt, von dem linken Arme der Mutter gehalten, mit zurückge- 
legtem Kopfe und aufgehobener rechten Hand so fest und zugleich 
so lebendig und bewegt, und die Jungfrau hat eine so grossartige 
Ruhe und Anmuth, dass der Maler, der sie zeichnete, offenbar ne- 
ben seinen griechischen Vorbildern auch die Natur und zwar mit 
sinnigem Auge betrachtet haben muss. Mit diesem einen Bilde 
ist aber unsre Kenntniss von diesem Maler erschöpft, selbst in dem 
reichen städtischen Archive ist keine Nachricht von ihm gefunden 
und eine andre Madonna in der Akademie, Welche ihm ohne Beweis 
beigelegt wird, ist viel geringer. Auch scheint es nicht, dass sein 
Beispiel dazu gedient habe, die Schule sofort zu heben. Die jetzt 
im Dome in der Capella Chigi aufgestellte Madonna, Welche für 
dieselbe gehalten wird, welche die Stadt nach dem Siege von 
Monte Aperto im Jahre 1'260 durch einen in der Chronik nicht 
genannten Künstler malen liess, hat Verwandtschaft mit der des 
Guido, ist aber steiferidß). Zwei andre Bilder, die jetzt in der 
Akademie bewahrt werden, das eine ehemals in S. Petronilla, 
das andre aus S. Pietro, werden ebenfalls in die Zeit nach Guido 
gehören, obgleich man sie gewöhnlich dem XII. Jahrhundert, das 
eine namentlich einem gewissen Guiduccio zuschreibt, den man in 
einer Urkunde entdeckt hat. Es enthält in der Mitte S. Johann den 
i] Das Bild ist theilweise übel-malt, auch in den Köpfen, aber bei Weitem 
nicht in dem Grade, wie Fr. K. im Kunstbl. S. 47 es schildert. Vgl. Ru- 
mohr I. 334.   
w) VgL die Abbildung bei Rosini tab. VI. m der Mitte.
	        
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