Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Guido 
VOIl 
Siena. 
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der gestrichelten Behandlung der Gewänder, der stark accen- 
tuirten Zeichnung und in andern Details einen anhaltenden Ein- 
fluss griechischer Schule f). 
In Siena scheint dieser Einfluss und die künstlerische Thä- 
tigkeit überhaupt in dieser Frühzeit nicht so gross gewesen zu 
sein. Ausser jenem Bilde von 1215, in welchem der Maler den 
Mangel seiner Kunst durch das Plastische zu ersetzen versuchte, 
beweisen dies die Miniaturen in einem Codex, der auf der Aka- 
demie bewahrt wird, Welche, von einem Canonicus Odericus im 
Jahre 1213 gemalt, steif und Wenig bedeutend, aber ohne ent- 
schieden griechischen Character sind. Dagegen linden wir wenig 
später einen Zeitgenossen des Giunta, der wie dieser offenbar 
griechische Studien gemacht, aber in etwas anderer Weise auf- 
gefasst und verwandt hat. Ich spreche von der berühmten k0los- 
salen Madonna, auf welcher sich in einer, auch ihrem Inhalte nach 
anmuthigen Inschriftwß) Guido von Siena mit der Jahreszahl 
1221 als ihren Urheber nennt. Die Darstellung ist einfachster 
Art; die Jungfrau mit dem Kinde auf reichem Throne sitzend, 
über dessen Lehne einige Engel hervorragen, während oben auf 
besonderer Tafel noch Gott Vater nebst Engeln angefügt war. 
Die Züge der Madonna mit der sehr scharf geschnittenen und 
länglich gehaltenen Nase und dem kleinen fein abgezirkelten 
1') Vergl. bei Rosini Abbildungen aus den Gemälden von S. Marta, 
S- Pietro in Grado. S. Pierino tab. C. D. E., das aus S. Silvestro auf tab. V, 
das Wandgemälde aus der Opera del duomo im Texte V01. I. zu S. 76. Be- 
merkungen über alle diese Bilder bei ihm und zum Theil bei Fr. K. Kunstbl. 
1827 Nro. 26 n. 27. Während die Pisaner Morrona und besonders Rosetti ihren 
Giunta gern zu einem genialen Gründer italienischer Kunst steigern möchten, 
Spricht E. Förster ("Beiträge S. 83, 84) ihm jede Bedeutung ab und findet, 
dass er nur ein Name für hundert seines Gleichen. ein Begriff ist. Beides 
geht zu weit; er war freilich gewiss nicht der einzige, der diesen in den 
Verhältnissen angedeuteten Weg einschlug, aber er ging auf demselben mit 
Energie fort, und schon der Umstand, dass er von Pisa nach Assisi gerufen 
Wurde, zeigt, dass er einen gewissen Ruf hatte und sich also über seine 
Kunstgenossen erhob. 
"Ü Me Guido de Senis diebus depinxit amenis, quem Christus 161115 
nullis velit afficere penis, Anno 1221.  Von den beiden Abbildungen bei 
AKT-US. tab. 107 und bei Rosini tab. IV. ist jene die zuverlässigem, diese 
111 zart und modern aufgefasst. 
VII. 22
	        
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