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Anlfänge
italienischer
Malerei.
verblichen oder verfallen, dass sie kaum zu erkennen sind, und
die Stiche lassen zweifeln, ob alle diese Bilder von demselben
Meister stammende). Indessen sehen wir in allen ein Bestreben
nach grösserer Innigkeit; auf der Assmntion hält Christus die
Jungfrau, welche den sehr verständlichen Ausdruck demüthigen
Entzückens hat, fest umschlungen, auf der Kreuzigung ist der
Christuskörper ähnlich und noch schmerzerfüllter gebildet wie auf
jenen Tafelbildern, und besonders sind die mannigfaltigen Aeusse-
rungen der Klage in Bewegungen und Gesichtszügen der Engel
lebendig und gelungen. Es waren daher wenigstens Maler der-
selben Richtung, welche hier arbeiteten. Auch in Pisa ist eine
Reihe von Malereien entdeckt, welche dem Giunta nahestehen.
Die erste Stelle darunter nehmen einige Wandgemälde in S. Pietro
in Grado ein, welche sich von den früheren roheren, durch sorg-
fältigere, zum Theil gräcisirende Behandlung und durch feinere
Züge iuiterscheiden. In der Stadt selbst sind es meistens Tafel-
bilder, die in Betracht kommen; mehrere Crucifixe, der alterthüm-
liche im Campo santo von Pisa, dort dem zweifelhaften Apollonius
zugeschrieben, andre mit kleinen Historien in der Kirche S. Marta,
in S. Matteo, in einer Kapelle von S. lllartino, in der alten Kirche
San Pierino, dann eine Tafel mit fünf halben Figuren unter Spitz-
bögen, Christus zwischen vier Heiligen, aus S. Silvestro, jetzt in
der Sammlung der Akademie, und endlich ein Wandgemälde in
einem Saale des Werkhauses des Dombaues, das von der Er-
neuerung im XV. Jahrhundert verschont geblieben ist, die Jung-
frau thronend mit dem bekleideten und segnenden Kinde, zwischen
den beiden Johannes. Die beiden letzterwähnten Gemälde scheinen
mehr Schönheitssinn zu verrathen, als jene bezeichneten Cruci-
fixe, einige der andern genannten Bilder aber werden älter sein
als Giunta, auch ist es ohne Interesse, in einer Zeit, wo die künst-
lerische Individualität noch so unentwickelt ist, über Meisternamen
zu streiten. Wohl aber beweisen alle diese Gemälde in der etwas
steifen Zierlichkeit und Würde, den conventiouellen Bewegungen,
4'] Aginc. Peint. tab. 102. Die Kreuzigung scheint von einem jüngem
und schon mehr vorgeschrittenen Meister als die übrigen. Vgl. Rosini I.
125, welcher ihm auch ein Tafelbild mit der Gestalt des h. Franciscus in
der Saeriszei der unteren Kirche nicht ohne Wahrscheinlichkeit beilegt.