Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Griechische 
Manier. 
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von Spoleto, Christus thronend mit der in der griechischen 
Form lehrhaft erhobenen Hand zwischen Maria und dem jugend- 
lich gedachten Evangelisten Johannes, zufolge der Inschrift im 
Jahre 1207 von einem gewissen Solsernus gefertiget, der darin 
als einer der ersten Künstler seiner Zeit gerühmt wird ü). Der 
Ruhm ist gegründeter als in vielen andern solchen Inschriften. 
Auf Vorzüge der Erfindung kann das einfache Bild zwar nicht 
Anspruch machen, aber wohl beweist es feinen Sinn und Gefühl 
für das Schöne und WVahre. Die byzantinische Schule zeigt sich 
darin nicht bloss in der Bildung des ganz in der Vorderansicht 
gezeigten Christushauptes, in der sorgsamen Behandlung des 
Haars und jener Häufung der scharfangezogenen, durch feine 
Strichlagen oder Kreuzungen angezeigten Gewandfalten, welche 
von den feuchtanliegenden Gewändern der römischen Statuen 
hergeleitet ist, sondern auch in ihren bessern Eigenschaften , in 
den bewegteren Linien der Körperzeichnung, in den würdigen 
oder schönen Formen der Köpfe und besonders in der edeln und 
ausdrucksvollen Haltung beider Nebenfiguren. 
Nicht ganz so günstig, aber sehr stark finden wir den by- 
zantinischen Einfluss in Pisa, und zwar zunächst an einem nam- 
haften Maler, der nicht bloss in seiner Vaterstadt, sondern auch 
in Assisi arbeitete, und also schon einen gewissen Ruf gehabt zu 
haben scheint. Ob dieser Giunta oder J uncta Pisanus, denn 
so nennt er sich auf seinen Bildern, identisch ist mit dem Käufer 
eines Grundstücks, der in einer Urkunde vom Jahre 1202 vor- 
kommt, ist zvireifelhaftw), wahrscheinlich aber, dass er schon 
m] Hec est pictura quam fecit sat plaeitura Doetor Solsernns hac summus 
in arte modernus Annis inventis enm septem mille ducentis. Vgl. die Ab- 
bildung bei Rosini tab. E, Rumohr I. 332, 297.  Der Ausdruck: Doctor 
ist gleichbedeutend mit: Künstler. Docta manus ist ja ein gewöhnliches 
Wort in vielen Inschriften, und Ghiberti nennt in seinem Comrnentar den 
Maler Stefano, den Schüler Giottos, egregissimo dottore. Selbst im Norden 
findet sich dieser Sprachgebrauch in der Grabschrift des Baumeisters Peter 
Von Monterean zu Paris: Doctor latomorum. Bd. V. S. 138. 
"j In der Urkunde von 1202 (von Ciampi in seiner Notizia della 
Sagrestia Pistojese de belli arredi pag. 141 publicirt) heisst der Käufer J uncta 
(luomdam Guidocti Pict. (pictor? oder pictoris?), auf dem Crllcifixe in 
5' Maria degli Angeli scheint in der theilweise zerstörten Inschrift:  .  nta 
Pisanus    tini Ine fecit, ein andrer Vatersname angedeutet, der übrigens
	        
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