Griechische
Manier.
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wie in Venedig, eine zahlreiche Künstlercolonie bildeten. Sehr
wahrscheinlich ist aber, dass eben Venedig die Stelle war, von
wo aus sich byzantinische Schule weiter verbreitete. Bestimmte
Beweise haben wir zwar auch darüber nicht. Die Nachricht, dass
ein Maler ans Ferrara, Galasio aus der Masnada di S. Giorgio
etwas vor 1'240 nat-h Venedig gezogen, Schüler des dort ansäs-
sigen bewundernswerthen Malers 'l'heophanes aus Constantinopel
gewesen sei und dann Seine Kunst in seiner Vaterstadt ausgeübt
habe, beruht nur auf einer sehr unsiehern Quelle?) und VasarPs
Angabe, dass Andrea 'l'ati, um sich in der Kunst des Mosaiks
zu vervollkommnen, nach Venedig gegangen sei und von da einen
Griechen Namens Apollonios nach Florenz gebracht habe, ist
nicht ohne Grund bezweifelt Auch Fallen beide Ereignisse in
eine spätere Zeit als die ersten Spuren byzantinischen Einflusses
gekommen sind. Die Maler Donatus und Angelus Bizamannus, welche, la-
teinisch schreibend, aber der letzte sich ausdrücklich als Griechen bezeich-
nend, in Otranto lebten (Aginc. tab. 92 und 93 und Nru. 1062 im Berliner
Museum] und eben so jener "Theodoros, Knecht Gottes," von dem Aginc.
tab. 111 ein Bild mittheilt, geben ein Gemisch von griechischer und italie-
nischer Malerei des XV. und zum Theil des XVI. Jahrhunderts, und auf
einem Diptychon im Museum christianum des Vaticans ist sogar die Heim-
Suohung nach Albrecht Dürer in byzantinischer Weise copirt (Aginc. tab. 113).
Es erklärt sich dies wohl dadurch, dass in der Erzdiöcese Otranto sich bis
in den Anfang des XVI. Jahrhunderts griechische Sprache und griechischer
Ritus erhielt, der eine Anhänglichkeit an den byzantinischen Styl der Bilder
herbeiführte. Ein grosser Theil der im Museum christianum des Vaticans
aufbewahrten byzantinisirenden Bilder scheint dieser spätem Zeit anzugehören.
Auf der schon oben S. 285 erwähnten, bei Fiorillo G. d. z. Kunst
in Italien II. 215 abgedruckten handschriftlichen Notiz, welche durch ihren
ganzen Inhalt verdächtig ist. Sie lässt den Galasius unter Anderm auch den
Fall des Phaeten "man venusta di colore" malen. Die Madonna, welche
Rosini I. p. 148 nach ihrer Benennung in einer Privatgallcrie als ein Werk
dieses Galasie mittheilt, ist offenbar eine Arbeit des XV. Jahrhunderts.
u) Vgl. die Note der Herausgeber zum Vasari I. 288, nach welcher in
einer florentiner Urkunde von 1279 allerdings ein Maler Apollonius vor-
kommt, der aber ausdrücklich als Florentiner bezeichnet ist, und dessen
griechisch lautender Name leicht die von Vasari erzählte Säge veranlasst
haben kann. Auch brauchte Andrea Tafi nicht nach Venedig zu gehen, um
die Kunst des Mosaiks zu studiren, da sie in Florenz selbst, wie die später
Zll erwähnende Arbeit des Fra Jacopo im Baptisterium von Florenz beweist,
wohl bekannt war.