328
Anfänge
italienischer
Malerei.
Gesunde nährte. Allein diese Richtung entsprach denn doch auch;
wieder der des Pisaner Meisters und hatte in ihm ihre plastische
Vollendung, so dass er, wenn auch mit einer ungewöhnlichen Hin-
neigung zur Antike, doch im Wesentlichen das dem N ationalgefühl
Zusagende getroifeu hatte.
Unterdessen hatte auch die Malerei bedeutende Fortschritte
gemacht. In der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts war sie in
der That in dem Grade ermattet, dass wir ausserhalb Roms und
Venedigs nur sehr wenige Spuren ihrer 'l'hätigkeit nachweisen
können. Von VVandgemälden hat sich hier und da noch einiges
erhalten; in S. Zeno von Verona sind beim Abfallen des spätem
Bewurfs eine Anzahl von Votivbildern mit einzelnen Heiligen zum
Vorschein gekommen, in S. Stefano zu Bologna, und zwar in dem
schmalen Oratorio della b. Vergine ein S. Jacobus und einige
Märtyrer mit dicken Umrissen und starrer Haltung, in S. Pietro
in Grado bei Pisa endlich gehören einige Darstellungen, welche
sich durch gröbere Umrisse, schwächere Färbung und plumpere
Bewegungen der Gestalten von den andern zahlreichen Wandge-
mälden unterscheiden, in diese Zeit. Unter den seltenen 'l'afelbil-
dern ist Wenigstens eines datirt; ein Crucifixus in S. Giovanni e
Paolo zu Spoleto, auf dem sich ausser der Jahreszahl 1178 selbst
der Name des Malers Albertus erhalten hat, und das uns berech-
tigt, ein Paar ganz ähnliche Bilder desselben Gegenstandes in
S. Chiara von Assisi und S. Giovanni d'Asso im Gebiete von Siena
derselben Zeit zuzuschreibenk), welche sämmtlich nach einer über
ganz Italien verbreiteten Sitte die Eigenthümlicltkeit haben, dass
neben dem Körper des Heilandes auf verlängerten Füllungen oder
an den Enden der Kreuzarme Maria und Johannes und andre Ge-
stalten oder Hergiinge der Passionsgeschichte in kleinerer Dimen-
sion dargestellt sind. Die Ausführung ist roh und einfach; hart-
gezeichnete schwarze oder rothe Umrisse sind bei geringer M0-
dellirung mit einer matten, lichten Farbe gefüllt. Der Körper ist
steif und ruhig gehalten, mit vier Nägeln befestigt, das Haupt auf-
recht, mit aufgeschlagenen Augen grade vorwärts blickend, ohne
Die Entdeckung dieser Bilder verdankt
man Rumohr.