Niccolb
Pisano.
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Statuen 44), und an vielen andern Orten einzelne Reliefs oder ganze
Sarkophage, die man zur Zierde der Facaden oder zur Bestattung
vornehmer Personen benutzt hatte, stets sichtbar gewesen. An
Vorbildern fehlte es daher nicht, aber viele Künstlergenerationen
waren unberührt an ihnen vorübergegangcn, bis NiCCOIÖ Sie mit
empfänglichem Auge betrachtete. Man darf nicht sagen, wie es
von Italienern und selbst noch neuerlich von Deutschen geschehen ist,
dass zum Verständniss der Schönheit eben nur der begabte Mann
gefehlt habe, der in Niccolo erschienen sei. Die Kunstgeschichte
lehrt uns auf jeder Seite, dass auch die kühnste und genialste
Persönlichkeit nicht aus den Schranken ihrer Zeit heraustritt.
Man hat daher auch andrerseits die Behauptung aufgestellt, dass
überhaupt damals schon ein Gefühl für die Schönheit antiker
Kunst, wenn auch nur unter den vornehmeren Geistern, in Italien er-
wacht sei. Allein die Goldthaler Friedrich II. (die Augustalen)
die in der That eine Nachahmung antiker Münzen zu sein scheinen,
verdanken ihren Ursprung mehr der Klugheit und dem Ehrgeize
des Kaisers, als seinem Schönheitssinne, und wenn dieser Fürst
und andre Grosse einige antike Kunstwerke in ihren Schlössern
bewahrten, so geschah dies nur in dem Sinne Wie man das ganze
Mittelalter hindurch sich mit Gemmen geschmückt hatte, nämlich
in Anerkennung ihrer Kostbarkeit. Im Uebrigen liess auch die-
ser geistreiche und freidenkende Fürst, wie die wilden römischen
Barone, alte Gebäude, wenn es ihm nützlich schien, ohne Rück-
sicht auf ihre Schönheit zerstörengwß). Am wichtigsten ist aber,
Dies beweist schon das Gedicht des Hildebert, Bischofs von Tours,
der Rom im Jahre 1106, also nach der Verheerung durch Robert Guiscatd,
besuchte, und in wehmüthigen Versen die dort sichtbaren Göttergestalten
preist, die so schön seien, wie die Natur sie nicht bilden könne. Beschr.
Roms I. 249.
H) Schwache Abbildungen bei Agincourt sc. Tab. 27. S0 ausgezeichnet
unter den Münzen des Mittelalters sie sind, zeigen sie doch noch ein un-
vollkommenes Verständniss ihrer Vorbilder und charakteristische Züge mittel-
alterlichen Gefühls.
S. über die angeblichen Sammlungen Kaiser Friedrichs und des
Cardinals Orsini, Raumer, Hohenstanfen III. 563 und VI. 534. Die Ver-
ordnung des römischen Senats vom Jahr 1162, wodurch die Beschädigung
der Trajanssäule bei Todesstrafe verboten wurde, beruhete gewiss nicht (wie
Einige geglaubt haben) auf einer Anerkennung ihres Kunstwerthes, dem!
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