Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Niccolö 
Pisano. 
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schiedene Momente umfasst und dieselbe Person mehrmals auf- 
treten lässt, das war einer Kunst, die nicht das Vorurtheil illuso- 
risclier Darstellung hatte, nur natürlich, sondern deshalb, Weil sie 
kein Princip festhält. Von der antiken Sarkophagplastik hat sie 
nur das Gedrängte, nicht die einfach fortschreitende Bewegung 
angenommen, von der modernen perspectivischen Regel hat sie 
nur Anklänge. Dagegen überrascht sofort bei diesem Bilde der 
Schönheitssinn und ein gewisses Anlehnen an antike Plastik. 
Jene Demuth und Zartheit, die in allen christlichen Vorstellungen 
vorzuherrschen pflegte, hat hier einem Gefühle fir das Kräftige, 
Würdige, Hohe, und zwar im antiken Sinne, Platz gemacht. Be- 
sonders die Jungfrau, stets mit dem Diadem auftretend, ist eine 
wahrhaft junonische Gestalt, mit grossem Auge und vollem Kör- 
per. Das Haupt leicht zur Seite gewendet, liegt sie halb aufge- 
richtet auf ihrem Ruhebette mit dem Anstande einer Königin, 
ganz ähnlich wie wir wohl antike Matronen etwa auf Aschen- 
kisten finden. Auch bei der Verkündigung, welcher der Künstler
	        
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