Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Anfänge 
italienischer 
Sculptur. 
gezogen und 
scheinlich. 
ihm 
tiefen 
Eindruck 
gemacht 
hatte , 
ist 
augen- 
Zwanzig und einige Jahre später, an der Kanzel v0 n Pis a, 
iinden wir ihn auf der Höhe seiner Kunst. Diese Kanzel (pulpito) 
ist, wie die meisten gleichzeitigen, freistehend und zwar hier 
sechseckig, auf sieben Säulen ruhend, von denen drei unmittelbar 
auf dem Boden, vier auf dem Rücken von Löwen oder andern 
tragenden Gestalten stehen, und welche durch halbkreisförmige, 
aber mit kräftigen gothischen Spitzen (Nasen) belebte Bögen 
verbunden sind. An den Ecken über den Säulen sind kleine Sta- 
tuen der Tugenden, in den Zwickeln der Bögen Propheten auge- 
bracht, an der Brüstung endlich, da die eine Seite des Sechsecks 
als Eingang zur Kanzeltreppe dient, fünf grössere Reliefs, Ver- 
kündigung und Geburt auf einer Tafel, Anbetung der Könige, 
Darbringung im Tempel, Kreuzigung und jüngstes Gericht. Die 
Anordnung in diesen Reliefs ist, ähnlich wie auf jenem Jugend- 
werke, eine höchst gedrängte; unser eifriger Meister hat keine 
Stelle unbenutzt lassen wollen, was hier, WO er nicht wie dort 
die wohlthälige Beschränkung der Lunette, sondern einen ziemlich 
hohen oblongen Raum mit seinen unbequemen vier Ecken vor 
sich hatte, grössere Schwierigkeiten verursachte. Gleich auf dem 
ersten Bilde hat er daher mehrere Scenen in einander gedrängt. 
Die Geburt, als der Hauptgegenstand, nimmt zwar die ganze 
Breite in Anspruch; das Haupt der Maria steht grade im Mittel- 
punkte, während ihr auf dem Ruhebette ausgestreckter Körper 
sich nach der einen Seite, die Gruppe der Anwesenden, zwei 
Wärterinnen, die das Kind waschen und der sitzende Joseph sich 
nach der andern hin erstrecken. Aber in der einen Ecke sind 
oben die beiden Gestalten der Verkündigung, in der andern ist 
zwar zunächst das Kind, das hier noch ein Mal in der Krippe 
liegend vorkommt, dargestellt, darüber aber, wie auf dem Berg- 
rücken, in dessen Höhle Ochs und Esel stehn, die Scene, wo der 
Engel den Hirten das grosse Ereigniss ankündigt. Ja, da auch 
so noch eine Stelle, nämlich unterhalb des Ruhebettes der Maria, 
frei blieb, so hat sich die Heerde jener Hirten, man weiss nicht 
Wie, um das Bett herum verbreitet. Man sieht, die Anordnung 
ist ziemlich willkürlich; nicht deshalb, weil sie drei oder vier ver-
	        
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