Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Niccolb 
Pisano. 
303 
Jahre 1233 arbeitete er, wahrscheinlich noch sehr jung, nach 
VasarYs aus innern Gründen wahrscheinlicher Annahme, eine 
Kreuzabnahme über dem Portal zu Luccaß), die Wir noch 
besitzen. 
Von da an verschwindet er eine Zeit lang, 
vielleicht weil er 
des Grossvaters vor, wohl aber in dreien in einer andern Beziehung, indem 
bald Niceolo selbst, bald sein Vater als aus dem Kirchspiele Sancti Blasii 
zu Pisa stammend (populi oder de parochia ecclesiae Sci Blasii de Pisis) 
bezeichnet werden. (S. d. Urk. bei Rumohr II. 145 u. bei Milanesi I. 145 
bis 153.] Da nun in allen Urkunden jener Zeit das Wort Sancti stets in 
der Abbreviatur sci geschrieben ist, so werden die für: Ser gelesenen Buch- 
staben der Urkunde von Pistoja gewiss auch keine andere Bedeutung haben. 
Hiernach fällt also der Grossvater-Notar fort. Ueberdies aber ergehen diese 
Urkunden auch rücksichts des Vaters, wenigstens mit Wahrscheinlichkeit, 
dass auch er vom Handwerke gewesen. In dreien derselben wird nämlich 
Niccolo als Sohn „Petri lapidum de Pisis" bezeichnet, und wahrschein- 
lich steht diese Bezeichnung auch in der vierten, obgleich sowohl Rumohr 
als Milanesi: Petri de Apulia gelesen haben, was aber, wenn man sich die 
sehr verschieden klingenden Worte näher ansieht und an die contrahirte 
Schrift der Urkunden des XIII. Jahrhunderts erinnert, sehr leicht ein Irrthum 
Sein kann. In einer fünften kommt das Wort: lapidum wieder, aber sonderbar 
versetzt hinter dem Namen des Niccolö vor. Es scheint also, dass sein Vater 
ein Steinarbeiter war, der es aber nicht zum Magister (Meister) gebracht 
hatte, und nach der Weise jener Zeit in Pisa unter dem Namen: Petrus 
lapidum, der Stein-Peter, bekannt war. Die vermeintliche Abstammlmg 
dieses Peters aus Apulien ist daher sehr zweifelhaft. Ebenso problematisch 
dürfte aber der Zusatz zu dem Namen des Petrus: de Senis in der 
Pistojeser Urkunde sein, da er in allen übrigen fehlt und nicht fehlen würde, 
Wenn er richtig wäre. Denn diese Urkunden betreffen Niccolö's Arbeiten 
für Siena und man würde dabei nicht unterlassen haben, seine Verwandt- 
schaft mit dieser Stadt geltend zu machen. 
ü) Förster a. a. O. S. 16 sagt zwar, dass dieses und ein andres [sehr 
zerstörtes] Relief dieser Vorhalle "urkundlich Arbeiten des Niccolö von 
1233" seien, bezieht sich aber nur auf Band VIII. der Memorie e documenti 
Per servire a1l' istoria di Lucca, 1822, wo sich nichts Andres findet, als 
(S- 8) die auch an Ort und Stelle lesbare Inschrift: Hoc opus cepit fieri 
Abelenato et Aldibrando operariis A. D. MCCXXXIII, und die Angabe, 
dass nach einer (mir unbekannten) Dissertation des Padre Poggi diese 
Jahreszahl sich auch auf die Reliefs des Portals beziehe. Urkundliches über 
Niccolö selbst scheint also nicht da zu sein, wohl aber ist Vasarfs Angabe 
(übe. O. S. 263) sehr wahrscheinlich, da das Relief in seiner vor andern 
gleichzeitigen Arbeiten hervorragenden Schönheit und Bestimmtheit wohl das 
Jugßlldwerk des bedeutendsten Meisters dieser Gegend sein kann.
	        
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