Toscana.
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Martin an dem untern Theile der Faeade des Doms von Lucca,
welche nach dem Beginne derselben durch Guidotti (1204), aber
vor der Herstellung der Vorhalle (1233) entstanden sein müssen,
und an denen, welche Marchionne 1216 an den Portalen der
Pieve von Arezzo anbrachtetk). Auch sie sind noch steif und
schwerfillig, aber sie zeigen doch bei einer Wohlthuenden Ord-
nung und Klarheit der Composition deutlichere, aus dem Leben
genommene Motive. Sehr viel erheblicher sind die Fortschritte
in den Reliefs aus dem Leben. Johannes des Täufers am Ar-
chitrav des östlichen Portals des Baptisteriums zu Pisa, welche,
da sie sich von den Monatsbildern an den Pfosten desselben
Thores günstig unterscheiden, bedeutend jünger und also erst
einige Zeit nach 1200 gemeisselt sein werden. Auch ihr Urheber
kämpft noch mit den Schwierigkeiten seiner Vorgänger; um nicht
plump zu sein, giebt er seinen Gestalten zu grosse Schlankheit,
und um Ordnung zu halten, den Zuhörern bei der Predigt des
Johannes so sehr gleiche Grösse und Stellung, dass ihre Köpfe
eine einförmige Reihe ausmachen im). Aber er weiss den Ge-
Sichtern schon feineren Ausdruck, den Körpern selbst bei schwie-
rigen Stellungen richtige Haltung, den Gewändern natürlichen
Fall, dem Ganzen übersichtliche Ordnung zu geben. So anerken-
nenswerth aber" das Verdienst dieses Meisters War, wurde es
doch, vielleicht Wenige Jahre später, durch die Leistungen eines
jüngeren Künstlers völlig verdunkelt, der nicht bloss ihn weit
Übertlügelte, sondern überhaupt der toscanischen Bilduerschule
das entschiedene Uebergewicht über alle andern Italiens ver-
Schaffte. Es War dies der hochberühmte Niccolö Pis an o. Seine
äüsseren Lebensverhältnisse, die früher sehr zweifelhaft waren,
sind jetzt im YVesentlichen aufgeklärtwßt). Er war um 1210 zu
Die von Cicognara Tab. XIII. mitgetheilten Kapitäle aus dem Innern
der Pieve sind jünger und zeigen unverkennbar den Eintluss des Niccolö Pisano.
"Ü Grade "dies" am wenigsten gelungene Relief ist bei Cieognara Taf. VII.
NIO- 3 abgebildet.
"Ü! Die Schwierigkeit entstand dadurch, dass man nach Vasari annahm,
dass er schon in den Jahren 1225-1231 an dem berühmten Grabmonumente
des h. D0minicus in der Kirche desselben zu Bologna gearbeitet habe, was,
da man eine so grossartige Aufgabe nicht einem ganz jungen Manne anver-
traut haben würde, seine Geburt in eine sehr frühe Zeit hinaufrüekte, die mit