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Italien
im
XIII.
Jahrhundert.
Thürme der Stadt verlieh, zur Ehre an und hörten es gern, wenn
man diese die nthurmreicheß (turrita) nannte, während die Be--
hörden denn doch die Gefahr einsahen, welche schon der Ein-
sturz dieser übermüthigen Bauten drohete und daher das Maass
derselben beschränkten oder ihre Vermehrung untersagten ü).
Um noch grössere Sicherheit zu erlangen, pflegten sich dann wohl
verwandte oder verbündete Familien mit ihren Clienten so nahe
an einander anzubauen, dass sie eine "grössere Gebäudemasse
innehatten, welche sie durch Absperren der Strassen besser ver-
theidigen und sich darin wie in einer Festung sammeln und zu
Ausfallen vorbereiten konnten. Die Gelegenheit zu solchen Fehden
blieb denn nicht lange aus, bald waren es persönliche Beleidi-
gungen oder verjährter Familienhass, bald städtische Angelegen-
heiten, bald aber auch blosser Uebermuth, die zu den Waffen
riefen. In einigen Städten der Lombardei war es sogar Sitte, dass
die Parteien sich auf dem Markte stets bewaffnet einfandeti, wo
dann natürlich die kleinste Reizung zu ernstem Kampfe führte,
und in Florenz schlug man sich von 1177 an zwei Jahre lang
ohne erhebliche Ursache, zuletzt bloss aus Gewohnheit und ohne
Hass, so dass die Gegner oFt andern 'I'ages zusammen zechten
und sich ihrer WVatTenthaten rühmten.
Zu einer so gründlichen Absonderung des Adels, wie in den
nordischen Ländern, kam es indessen hier nie; der Gedanke, sich
als eine durch edlere Sitten und reinere Interessen ausgezeichnete
Menschenklasse anzusehen, tiel den italienischen Grossen nicht
ein. Das Ritterthum blieb in Italien immer ein Fremdling. Zwar
bestand auch hier im Kriege ein wesentlicher Unterschied zwischen
den gemeinen Bürgern, die in schlecht geordneten Schaaren dem
Caroccio, dem grossen Fahnenwagen der Stadt, zu Fasse folgten
und der ritterlich gerüsteten Reiterschaar, zu der sich natürlich
nur die Reichen melden konnten. Aber dies war nur ein Vorzug
des Reichthums, nicht ein festbegrenztes Vorrecht eines edleren
Standes. Allerdings gab es dann unter diesen Reichen nicht
wenige, welche ilach dem Beispiele der nordischen Länder nach
Ü So in Verona schon 1228, in anderen Städten später, Muratori Diss. '16.
In Pistoja wurde nur der Podestä verpflichtet, die Ueberschreitung des damals
höchsten Thurmes nicht zu gestatten. Muratori Annali I. 1. 182.