Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Sculpturen 
am 
Baptisterium 
Zll 
Parma. 
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genug, dass man die Warnung vor sinnlichem Leichtsinn und 
die Hinweisung auf Tod und Hölle an dieser Stelle lieber in diese 
poetische Form kleidete, als in hergebrachte kirchliche Symbole. 
Ob der Gedanke von dem Bildner selbst ausging, muss freilich 
dahingestellt bleiben, allein die Kühnheit der Wahl eines so flüch- 
tigen Momentes und die sehr geschickte Weise, mit der er die Er- 
zählung den Anforderungen des halbkreisförmigen Feldes und 
plastischer Anschaulichkeit anzupassen wusste, sprechen offenbar 
dafür. Auch ist des Mystischen damit noch nicht genug. Denn 
unter diesem Bilde auf dem Querbalken des Portals finden sich 
drei Medaillons, von denen das eine das Lamm, das andre 
die Gestalt Johannes des Täufers, das mittlere aber einen Mann 
mit Bart und Krone darstellt, auf dessen geöffnetem Buche man 
die Worte liest: Ego sum Ph aeton. Man wird nicht zweifeln 
können, dass dieser Gekrönte trotz seiner Stellung zwischen dem 
Symbol Christi und dem Täufer wirklich den vermessenen 
Sohn des Helios bedeutet, und dass also jener dem unfehlbaren 
Sturze ausgesetzte Mann in der Parabel des Barlaam den Erfin- 
der dieser Darstellungen an Phaeton erinnert hat, wobei denn die 
Vermischung von legendarischei] und antiken Gestalten sehr merk- 
würdig ist. Ueberhaupt hat unser Meister augenscheinlich eine 
gewisse Kenntniss und Empfänglichkeit für antike Vorstellungen. 
Die Quadriga des Sonnengottes und die Biga des Mondes, sowie 
ein prächtiger höchst belebter Centatir, der nebst andern Reliefs an 
der Aussenwand eingemauert ist, lassen daran keinen Zweifel. 
Von den Sculpturen im Innern wird ihm nur der kleinere Tauf- 
Stein gehören, ein rundes mit Rankengewindeu verziertes Becken 
auf dem Rücken eines zum Sprünge bereiten, höchst vortrefflich 
gearbeiteten Löweniß). Energie und Gedankenfülle ist die her- 
vorragende Eigenschaft dieses Meisters, an feiner Ausführung 
llnd genauer Beachtung der Körperverhältnisse scheint ihm weniger 
gelegen. Es ist etwas durchaus Primitives und Grossartiges in 
ihm; es kommt ihm nur auf das Wesentliche und Bedeutsame 
s) Osten Bauwerke der Lombardei Taf. 30. Das grosse (übrigens nicht 
mit Bildwerk ausgestattete] Becken zur Taufe per immersionem ist von 1298 
datirt und auch die Statuen der Monate im Innern gehören erst dieser spätem 
Zeit an.
	        
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