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Anfänge
italienischer
Sculptur.
einen Baum, in der conventionellen Weise der Miniaturen, in
dessen Krone ein Jüngling sitzt, der einen Bienenkorb hält, wäh-
rend am Fusse desselben ein Drache zu ihm hinauf Feuer speit
und an den Wurzeln zwei 'l'hiere nagen, die man vielleicht für
Wölfe oder Hunde halten könnte, die aber Mäuse und zwar (was
freilich das Relief nicht erkennen lässt) eine schwarze und eine
Weisse Maus darstellen sollen. Endlich sieht man zur Seite
Sonne und Mond und zwar sonderbarerweise jede zwei Mal, ein
Mal in einem grössern Medaillen auf Wagen, Helios mit vier
Bossen, Luna mit zwei Stieren, dann in kleinerer Gestalt jede
nur mit einem Kopf dieser Thiere neben sich, wahrscheinlich
um so den Gegensatz der lilittagshöhe und des Abnehmens an-
zudeuten. Ueber den Sinn dieser ungewöhnlichen Darstellung
hat man viel gesprochen und darin Geheimlehren des Mittelalters
oder nordische Sagen des Heidenthums zu finden geglaubt. Allein
in der That stammen sie aus derselben Quelle wie so viele andre
auffallende Darstellungen, aus der Legende, und zwar aus der
h. Barlaam. Dieser Heilige erzählt nämlich unter andern lehrhaf-
ten Dingen dem indischen Königssohne Josaphat ein Gleichniss
von einem Manne, der auf der Flucht vor dem Einhorn in einen
abschüssigen Abgrund stürzt, aber zum Glück ein Bäumlein er-
greift, an dem er sich hält. Allein der Boden ist Schlüpfrig und
vier Schlangen erheben ihre Köpfe aus demselben; überdies nagen
zwei Mäuse an den Wurzeln des Baumes und in der Tiefe lauert
ein grimmiger, Feuer aushauchender Drache. Dies alles sieht der
Mann, zugleich aber auch, dass von den Zweigen des Baumes ein
wenig Honig fliesse, und dies genügt dem laeichtsinnigen, der
Gefahr vergessend sich ganz diesem Genusse hinzugeben. Offen-
bar liegt dies Gleichniss zum Gflllllleß) und es ist merkwürdig
So viel ich weiss, ist diese Erklärung zuerst von Didron in den An-
nales archeologiques Bd. XV. S. 413 gegeben. Neben der daselbst mitge-
theilten grössern Abbildung des Reliefs vergl. eine kleinere der ganzen Thür
in der Revue archäologique 1853 Tom. 1 pl. 216 und Springer in den Mitth.
d. k. k. C. C. Bd. V. S. 30, der bei dieser Gelegenheit mit Recht gegen die
von Mehreren versuchten Deutungen mittelalterlicher Bildwerke aus der Edda
eifert. Der Baum aus der Barlaamslegende soll auch sonst in Reliefs des
Mittelalters vorkommen, namentlich in der Marienkirche zu Lübeck und im
Münster zu Strasburg.