Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Benedictus 
Antelami 
Parma. 
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lichen Portale und könnte ihrem wörtlichen Inhalt nach auf dieses 
allein bezogen werden, indessen gehören ihm auch die beiden 
andern Portale unzweifelhaft an. Nicht bloss der Styl der Sculp- 
tnren in ihrer derben, aber verständigen und ausdrucksvollen, da- 
bei streng symmetrischen Haltung, sondern auch die Neigung 
auf mystische Gedankentiefe und endlich selbst die Vorliebe für 
reichliche Beischriften finden sich hier ganz wie an jenem Relief 
im Dome. An dem westlichen, der Chemische gegenüber liegen- 
den Portale ist das jüngste Gericht, oder wenn man will die Er- 
wartung desselben mit engem Anschluss an die Worte der Schrift 
dargestellt, nämlich in dem von den sitzenden Aposteln einge- 
rahmten Bogenfelde Christus als Weltrichter, jedoch nicht in der 
Glorie sondern auf einem festen Throne sitzend, zu seiner einen 
Seite zwei Engel das Kreuz anbetend, auf der andern stehende 
Engel und, wenn ich nicht irre, Abraham als Vertreter des Para- 
dieses, sitzend; auf dem Friese posaunenblasende Engel und Auf- 
erstehende, an den Thürpfosten endlich zur Rechten die Werke 
der Barmherzigkeit, zur Linken die Parabel von den Arbeitern 
im Weinberge, beides offenbar mit Beziehung auf den Text bei 
Matthäus 25, doch mit dem Zusatze, dass die einzelnen Stunden 
der Aufforderung zur Arbeit zugleich als Stufen des mensch- 
lichen Lebens und als Weltalter, infancia, pueritia, adolescentia 
seculi, bezeichnet sind, und somit eine schwierige Frage göttlicher 
Gerechtigkeit beiläufig beanworten. Das nördliche Portal ent- 
hält im Bogenfelde die Jungfrau mit dem Kinde, zu ihren Seiten 
die drei Könige nebst Joseph und einem Engel, im Kreise umher 
ill Laubgewinden die zwölf Propheten mit den Medaillons der 
Apostel. Der Fries zeigt die Geschichte Johannes des Täufers in 
vier Scenen, Wobei hinter der tanzenden Tochter der Herodias 
inschriftlich bezeichnet Satanas als Halbiigur mit Menschenant- 
litz und Hörnern auf dem Haupte herfliegt, während bei der Ent- 
llauptung des Heiligen in gleicher Weise der Erzengel Michael 
mit dem Rauchfasse erscheint. Die Pfosten enthalten auf der 
einen Seite den Stammbaum Jesse, auf der andern in gleicher 
Form Jacob mit seinen zwölf Söhnen und Moses. Die räthsel- 
hafteste Darstellung ist dann die des Südportals. Man sieht näm- 
lich im Bogenfelde auf einem Hintergrunde von Rankengewinden
	        
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