Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Anfänge 
italienischer 
Kunst. 
denen der Maler ganz auf freie Erfindung angewiesen war, ist 
dieser Einfluss noch fiihlbar; die Gewandfalten sind ohne über- 
mässige Häufung, die Körper ziemlich richtig gezeichnet, die Be- 
wegnngen, wenn auch schüchtern, doch natürlich und sprechend. 
Papst und Kaiser haben zwar überall, wo sie erscheinen, stets 
einen Begleiter mit einem Sonnenschirme bei sich; allein dies be- 
weist nur die Einwirkung byzantinischer Sitte auf den Prunk des 
päpstlichen Hofes , nicht byzantinischer Kunst. Die Carnation ist 
gelblich, nicht in dem dunklem Tone der griechischen Maler, die 
Körper sind zwar ziemlich schlank, aber keineswegs mit starrer, 
feierlicher Haltung, sondern eher mit flüssiger Linie gezeichnet 
und bewegen sich ziemlich frei, namentlich haben sie oft eine 
naive Neigung des Oberkörpers und des Kopfes, Welche dem 
Maler dazu dient, den Ausdruck bald der Demuth, bald der Theil- 
nahme, bald lebhafter oder warnender Rede zu geben. Man darf 
annehmen, dass grade dies Bestreben, durch die Körperhaltung 
Geistiges auszudrücken, die Vorliebe für diese schlanke Körper- 
bildung hervorgebracht hat, die sich in dieser Schule erhielt, und 
die man mit Unrecht als ein Kennzeichen byzantinischen Einflusses 
betrachtet hat. 
Aehrllichen Styls, aber doch schon geringerer, roherer Auf- 
fassung sind die Wandgemälde mit den Geschichten der hh. Ca- 
tharina und Benedict, welche aus den Katakomben von S. Agnese 
in das christliche Museum des Laterans gelangt sind, und dann 
das eine, welches als der Ueberrest eines grössern Cyclus in der 
Kirche der h. Cäcilia aufbewahrt ist, und welches in dem schla- 
fenden Papste, dem die Heilige im Tranme erscheint, die naive An- 
wendbarkeit jener langen Oberkörper sehr schlagend zeigt Ein 
Mosaik an einem jetzt vereinzelten Portale nahe bei S. Tommaso 
in Formis, welches von Mitgliedern der Cosmatenfamilie unge- 
fähr aus dem Jahre 1218 herrührt ggf), zeigt jenen antikisirenden 
w) Aginc. Peint. Tab. 84. Der Papst schläft nämlich im Sitzen, indem 
er auf überaus langem Körper das Haupt mit der Hand stützt. Der Ge- 
mälde-Cyclus befand sich in der abgebrochenen Vorhalle und ist bei Agincourt 
nach älteren Zeichnungen dargestellt. 
H) Das Bild enthält die Gestalt Christi zwischen einem Neger und einem 
Weissen und bezieht sich zufolge seiner Inschrift auf den Mönchsorden der 
Trinität, welcher zur Loskaufung christlicher Sclaven und zwar 1198 ge-
	        
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