Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Miniaturen. 
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byzantinische Trachten, lassen daran keinen Zweifel. Doch be- 
stehn die Malereien noch aus Federzeichnungen mit leichten und 
hellen Farben, die Gewänder sind, obgleich nach missverstandener 
Antike angeordnet, noch nicht wie später mit Strichen überladen, 
und die Initialen mit ihren bizarren Thiergestalten zeigen noch den 
nordischen Geschmack. Es ist möglich, dass in Padua die Nähe 
von Venedig die Kenntniss byzantinischer Kunst etwas förderte. 
Indessen kommt ein ähnlicher Einfluss doch auch an andern Orten 
vor. Dies beweist ein Antiphonarium , das auf der Sapienza (der 
Universitätsbibliothek) zu Pisa bewahrt wird und wohl schon vor 
der Mitte des XIII. Jahrhunderts entstanden sein kann. Es hat 
seine zahlreichen figürlichen Darstellungen nur in den ziemlich 
grossen, auf Goldgrund stehenden Initialen, Welche mit wenigen 
Figuren, in einer Art Lapidarstyl, die Geschichte ziemlich aus- 
führlich enthalten. So ist z. B. in dem V , mit welchem Ma- 
thaeus II. 2 anfängt (Vbi est qui natus est rex Judaeorum] in der 
mittleren Oetfnung die Anbetung der Magier, auf der einen Seite 
ihre Reise, auf der andern Seite ihr Erscheinen vor Herodes dar- 
gestellt. Die Verzierung des Körpers der Buchstaben mit Riemen- 
werk und Blumen gleicht dem Styl französischer Handschriften 
derselben Zeit, die Figuren aber mit schlankem Körperbau, zier- 
liehen Bewegungen, antiken Motiven, die Tracht der Krieger, die 
Gewandbehandlung mit fein gestrichelten Falten und weissen 
Lichtern setzen bestimmte byzantinische Studien voraus. 
Dasselbe gilt in noch höherem Grade von einem zweiten 
höchst prachtvollen Codex des Doms zu Padua, der laut ausführ- 
licher Inschrift ebenfalls durch einen Presbyter dieses Domes, Na- 
mens Johannes, im Jahre 1259 vollendet wurde und noch jetzt in 
diesem Dome zum Altardienst benutzt wird a). Er enthält die Stellen 
der Episteln in ihrer Jahresfolge zum Verlesen bei der Messe und 
dabei ausser einer grossen Zahl reich mit Arabesken und kleinen 
Figuren verzierter Initialen sechszelm Bilder von ganzer Grösse 
des Blattes, welche die Geschichte Christi und Mariä und die 
 Auch hier giebt Agincourt ad Tab. 81 (wiederum ohne nähere Kennb- 
niss des Codex] die schwülstigen Hexameter der Inschrift. Ich habe die 
sonst noch nicht beschriebenen, mir aus eigener Ansicht bekannten Codices 
ausführlicher schildern zu müssen geglaubt.
	        
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