Miniaturen.
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mit diesen in einer jetzt in der Vaticana (N ro. 927) befindlichen, um
1170 vollendeten Chronik des Klosters della 'l'rinitä bei Verona k),
und besonders in einem sehr merkwürdigen Codex italienischen
Ursprungs, der sich aber jetzt in der öffentlichen Bibliothek zu
Bern befindet. Es ist ein Lobgedicht auf Kaiser Heinrich VL,
Verfasst und ihm im Jahre 1195 bald nach der Geburt seines
Sohnes, des nachherigen Kaisers Friedrich II., überreicht von
einem Magister Petrus de Ebulo, also einem Italiener (aus Eboli),
der aber heftig für die deutschen Fürsten und gegen die Anhänger
Tancreds Partei nahm. Die zahlreichen Illustrationen dieses Ori-
ginalexemplars sind bald allegorischen Inhalts: die Tugenden des
Kaisers, die Provinzen, welche ihm huldigen, werden personiücirt,
der Friede, welcher in seinem Reiche herrscht, wird durch eine
Art Landschaftsbild dargestellt, auf Welchem die verschiedensten
Thiere aus einer Quelle trinken; bald satyrisch, wie denn Tancred,
der Gegner seines Gönners, stets Wie eine Art Missgeburt be-
handelt wird , dessen unreifes und doch greisenliaftes iGesicht
schon bei seiner Geburt die Magd erschreckt; bald historisch, die
Krönung und andre Hofereignisse, die Reisen und Kriegszüge
des Kaisers darstellend. Dies alles in leichtcolorirten Federzeich-
nungen, ohne Einrahmung, mit sehr mangelhafter Körperkenntniss,
aber mit grosser Lebendigkeit und verständlichem Ausdruck. Be-
sonders die Bewegung der Pferde ist gut gelungen und die Costüme
scheinen wirklich den gleichzeitigen nachgeahmt. Dabei ist dann
kaum in wenigen Zügen ein entfernter Anklang an byzantinische
Haltung zu erkennen, etwa bei den Soldaten, die am Throne des
Kaisers mehr schweben als stehen, oder bei den Gestalten antiker
Dichter im Eingange des Gedichts. In allem Uebrigen aber ist
die Freiheit und Naivetät des Zeichners gerade das Gegentheil
von der stylistischen Befangenheit des byzantinischen Styles.
Eben so findet man in dem berühmten Buche Kaiser Frie-
drichs II. über die Falkenjagdw) nur an der steifen Haltung des
sitzenden Kaisers und den gehäuften Falten seines Gewandes
Spuren eines entfernten byzantinischen Einflusses, während die
a) Aginc.
"Ü Aginc.
Tab. 67
X. Tab.