Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Venetianische 
Paläste. 
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dahin gehörigen Gebäude auf den durch den Brand zerstörten In- 
seln stehn. 
Schon bei diesen Gebäuden ist jene Eintheilung in zwei 
festere, aus Mauerpfeilern mit Fenstern bestehende Flügel und 
einem in Arcaden geöffneten Mittelbau ganz ausgebildet; sie 
unterscheiden sich aber von den späteren dadurch, dass viele antike 
Fragmente, und zwar nicht etwa bloss, wie es auch später Sitte 
blieb, einzelne Prachtstücke farbigen Marmors, sondern ganze 
Säulenstämme, Kapitäle u. s. W. verwendet, die neugearbeiteten 
Theile der Antike nachgeahmt, und dass ferner alle Bögen halb- 
kreisförmig, aber fast immer mit starker Ueberhöhung gebildet 
sind. Der Mittelbau ist bei ihnen von grösserer Breite wie spä- 
ter, und hat auch im Erdgeschosse stets offene Hallen, niemals 
blosse Portale. 
Das früheste dieser Gebäude, das einzige bei welchem man 
die Möglichkeit einer dem Brande vorhergegangenen Entstehung 
zugeben könnte, ist der Fondaco dei Turchi, ursprünglich ein 
Privatpalast, der 162i von der Regierung angekauft und zum 
Lagerhause der türkischen Kaufleute bestimmt wurde. Die Breite 
des Mittelbaues beträgt hier im Erdgeschosse 11, im obern Stock- 
werke 22 Arcaden. Die Schäfte der Säulen, theils Marmor, theils 
Granit, scheinen sämmtlich, die freilich sehr verwitterten Kapitale 
zum Theil antik, zum Theil nachgeahmt, die stark überhöheten 
Bögen sind ohne alle Gliederung, sehr einfach und strenge, und 
das Ganze, mit Einschluss der schweren und hohen Zimmer, 
welche jenes einzige obere Stockwerk bekrönen, hat einen sehr 
primitiven Charakter, der in der 'l'l1at, aber freilich sehr im Allge- 
meinen, an ältere arabische Bauten erinnert. 
Nahe verwandt, aber viel feiner ausgearbeitet, ist der Pa- 
laz zo Loredanf), jetzt ein grosser Gasthof. Die Säulen, Ka- 
pitäle und Basen des Untergeschosses sind auch hier meistens 
antik, obgleich überarbeitet, aber das Uebrige trägt schon ein 
neueres Gepräge. Die Bögen sind zwar wie dort überhöhet, aber 
ü] Mothes I. p. 59 verweist diese ganze Gruppe in das XI. Jahrh., ja er 
will in dem Pal. Loredan das Gepräge vom Ende des X. und Anfange des 
XI. erkennen. Er kommt durch diesen frühen Ausgangspunkt dahin, dass er 
für das XIII. Jahrhundert fast nichts übrig behält.
	        
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