Bologna
und
die
Lombardei.
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festungsartige Masse und vielfach verändert. Ziemlich dasselbe
gilt von den Stadthärlsern und den herzoglichen Palästen von
Ferrara und Mantua, sie sind verbaut oder erneuert, doch hat
das Schloss zu Ferrara seine malerische äussere Gestalt mit vor-
und znrückspringenden Theilen, Wassergräben und gewaltigen
Mauern noch aus dem XIV. Jahrhundert behalten. Von andern
fürstlichen Schlössern dieser Zeit ist das der Visconti zu Pavia
mit seinem prächtigen, einer belebten fürstlichen Residenz sehr
entsprechenden inneren Hofe, das bedeutendste. Olfene Säulen-
hallen bilden das Untergeschoss, grosse rundbogige Fenster mit
spitzbogigen innern Arcaden und zierliche Rosetten beleben das
obere Stockwerk. Dagegen ist der Palast in Mailand, welchen
Azzo Visconti (1339) anlegte und Galeazzo (1378) noch pracht-
voller herstellte und den die Chronistenk) im hohen Grade be-
wundern, späteren Anlagen gewichen, und nur der elegante
Thurm der ehemaligen Schlosskirche S. Gotardo in halb romani-
schen, halb gothischen Formen lässt den Styl jener Prachtbauten
errathen. In Verona sind von dem Palaste der Scaliger, in wel-
chem Dante und viele andre berühmte Männer seiner Zeit gast-
liche Aufnahme fanden, nur noch die steilen gewaltigen Mauern
nebst dem schlank aufsteigenden Thurme, einem der edelsten Ita-
liens, auf uns gekommen. Aber schon diese Reste geben mit den
anstossenden Gebäuden eine so malerische und charakteristische
Gruppe, wie sie kaum noch ein zweites Mal gefunden wird. An
jene thurmartig emporsteigenden Mauern des Palastes stösst die
Piazza dei Signori, in welcher der reizende Renaissancebau des
Palazzo del Consiglio von Fra Giocondo gegen die mittelalterliche
Burg contrastirt, und der, nur durch Thore zugänglich, den Eindruck
eines Vorsaales macht, dann auf der einen Seite die schwerfällig
prunkenden Gräber der Scaliger, die in dem dunkelen Hofe von
S. Maria antica wie üppig aufgeschossene Pflanzen sich drängen,
auf der andern der weite lärmende Markt delle erbe mit vielen
meist bemalten alten Privathäusern und mit dem malerischen alten
Rathhause; dies alles gewährt uns, wenn auch ausser jenem spä-
teren Bau des Fra Giocondo Wenig architektonisch Bedeutendes
darunter ist, in seiner Vereinigung das lebendigste Bild der zu-
r) Galvanus Flamma bei Muratori Scr. XI. p. 734.